Langsam ist es höchste Zeit, seine Wünsche an den Weihnachtsmann aufzuschreiben. Sie bekommen in diesen Tagen viel Post.

Berlin/Potsdam. Am Anfang stand der Name: Engelskirchen, Himmelpfort und St. Nikolaus - ist doch klar, wer da wohnt, oder? Und so kommen Jahr um Jahr säckeweise Wunschzettel in den Orten an, die Kinder an Nikolaus, Christkind oder der Weihnachtsmann geschrieben haben. Die dürfen natürlich nicht unbeantwortet bleiben. In Schreibstuben und Weihnachtspostfilialen beeilen sich freiwillige Helfer, die Post aus aller Welt zu beantworten. Sieben dieser besonderen Standorte gehören zur Deutschen Post, ein achter wird von ihr unterstützt.

Die größte Filiale ist in dem kleinen Städtchen Himmelpfort in Brandenburg zu finden. Etwa 283 000 Wunschzettel hat der Weihnachtsmann dort im vergangenen Jahren aus 100 Ländern bekommen, in diesem Jahr sind es laut Post bereits mehr als 55 000. "Da müssen wir frühzeitig mit der Arbeit anfangen", sagt der Berliner Postsprecher Rolf Schulz. Bundesweit als erste Filiale hat Himmelpfort am 10. November geöffnet.

Angefangen hat alles 1984 mit zwei Kindern aus Berlin und Sachsen, die an den Weihnachtsmann in Himmelpfort schrieben. Die damalige Postmitarbeiterin antwortete kurzerhand selbst. Bis 1989 kamen jährlich bis zu 75 Briefe. Im Laufe der Jahre wurden es immer mehr. Inzwischen treffen täglich 5000 bis 6000 Briefe in der Vorweihnachtszeit ein.

So war es überall: Einzelne Briefe trudelten in den Orten mit den weihnachtlichen Namen ein. Mitarbeiter der Post brachten es nicht übers Herz, den Wunschzettel unbeantwortet zu lassen. Also spielten sie in der Freizeit Weihnachtsmann oder Christkind. "Die Geschichte ist ganz langsam gewachsen. Erst wurde noch von Hand geantwortet. Dann wurden Matrizen benutzt, schließlich die Antwortbriefe kopiert", skizziert die Hamburger Postsprecherin Maike Wintjen die Entwicklung von Himmelpforten in Niedersachsen.

Inzwischen kommen dort etwa 48 000 Wunschzettel für den Weihnachtsmann an. Den gibt Wolfgang Dipper. Der Postbeamte ist bereits zum achten Mal für knapp sechs Wochen abgeordnet in die Weihnachtspostfiliale. "Einfach nur schön", beschreibt er seine Aufgabe. "Das ist - neben dem Urlaub - die schönste Zeit im Jahr." 28 Ehrenamtliche helfen ihm bei der Beantwortung der Wunschzettel. "Ohne deren Engagement läuft nichts", sagt die Düsseldorfer Postsprecherin Britta Töllner.

Jörg Weddehage im niedersächsischen Nikolausdorf genießt die Runden mit seinen Helfern. "Wir sind eine Truppe von etwa 20 Leuten und sitzen hier jeden Abend gemütlich zum Briefeschreiben zusammen. Dabei wird geschnackt", berichtet der 32-Jährige. Er ist mit der Weihnachtspost groß geworden. Sein Großvater hat einst angefangen, Post an Knecht Ruprecht zu beantworten. Vater Hubert (57) ist in dessen Fußstapfen getreten, nun setzt er die Familientradition fort. "Daran kommt man gar nicht vorbei." Wie Papa und Opa auch ist er Steuerberater - und Nikolaus. Ungefähr 6000 Briefe flattern in sein Haus.

Dem Christkind in Engelskirchen bei Köln (Nordrhein-Westfalen) helfen manche Engel schon seit 19 Jahren, berichtet Postsprecherin Töllner. Etwa 150 000 Wunschzettel gilt es bis Heiligabend zu beantworten. Begonnen hat die Tradition unter Leitung eines früheren Postmitarbeiters mit dem passenden Namen Engelmann, sagt Töllner. Er beantwortet sonnabends auf dem Dachboden des Postamtes die Briefe. "Weil der Dachboden zu eng wurde, ging's in die Feuerwache, inzwischen ist die Filiale im Industriemuseum." Die kleinste himmlische Filiale gibt es in Thüringen. Schon seit 16 Jahren betreibt ein Verein die Poststelle in Himmelsberg bei Sondershausen. Inzwischen fördert die Deutsche Post den Standort. "Aber die Filiale hat noch nicht ganz den Status wie die alteingesessenen", räumt Sprecher Schulz ein.

Computer und Fax gehören inzwischen zur Büroausstattung vieler Filialen. Um digitale Medien machen Weihnachtsmann & Co aber einen Bogen - obwohl sich das Christkind immer häufiger mit Anfragen nach seiner Handynummer konfrontiert sieht. Die gibt es allerdings genauso wenig wie eine E-Mail-Adresse oder ein Facebook-Profil: Das Christkind lehnt neue Medien kategorisch ab und vertraut auf den guten alten Brief - so wie Philatelisten. Briefmarkensammler nämlich schreiben oft alle Weihnachtspostfilialen an, berichtet Schulz. Objekt der Begierde: der Sonderstempel der Filiale auf der jährlichen Weihnachtssondermarke. (dpa)