Sprechende Stifte, Actionspiele, Getränkeleuchten. Experten erklären, wie Eltern gute Geschenke für ihre Kinder finden - denn Weihnachten naht.

Der Ausruf "Boah, echt cool" ist ein Zeichen für Eltern, dass ein Geschenk den Geschmack ihres Kindes getroffen hat. Dennoch bleibt bei der Suche nach dem geeigneten Spielzeug oft die Frage: Was ist ein gutes Geschenk? Wie pädagogisch sollte oder darf ein Geschenk sein, dass es sinnvoll ist und gleichzeitig auch Spaß macht?

Kaufmannsladen, Minitoaster, Ritterburgen und immer mehr Lernspiele - der Spielwaren-Einzelhandel rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von fast 2,6 Milliarden Euro. Die kindliche Welt ist zwar zumindest im Land der Feen, Elfen, Baumeister und Baggerfahrer nach wie vor überwiegend in Blau und Rosa aufgeteilt, doch ansonsten haben viele Spielzeuge heute nicht mehr viel mit denen der Vergangenheit zu tun. Zu den Gabentisch-Top-Ten der bei Kindern angesagtesten Spielzeuge gehören nach Angaben des Einzelhandels Lego Ninjagos, die "Neuen Helden" von Schleich, der Tablet-PC Storio von VTech, der Experimentierkasten "Erneuerbare Energie" von Kosmos und der ICE von Märklin.

Actionspiele, Multimedia und Sammeln sind die Trends dieses Jahres. "Die Kinder sammeln wie verrückt, und der Trend reißt einfach nicht ab", sagt Willy Fischel, Geschäftsführer des Bundesverbandes des Spielwaren-Einzelhandels (BVS). Gesammelt werden Monster, High- oder Ninjagos-Spielfiguren, Sammelkarten oder Kreisel. Aber auch Lego, Playmobil, Bücher oder Gesellschaftsspiele stehen auf dem Wunschzettel vieler Kinder.

Seit der PISA-Studie legen mehr Eltern viel Wert darauf, dass Kinder schon beim Spielen etwas lernen. Mit sogenannten Lernspielen sollte man es aber nicht übertreiben, raten Psychologen. Spiele sollten vor allem Spaß machen. Eine eindeutige Definition für Lernspiele gibt es nicht, auch keine wissenschaftlichen Nachweise darüber, wie wirkungsvoll sie tatsächlich sind. Besonders für kleinere Kinder raten Experten zu einfachem Spielzeug, das die Fantasie anregt und viele verschiedene Spielmöglichkeiten bietet. Es muss auch nicht immer ein Spiel sein. Kultige Geschenke, wie zum Beispiel ein Bottle Light, eine Stablampe, die Getränke von innen beleuchtet, finden etwas ältere Kinder cool, so etwas ist auch als originelles Mitbringsel geeignet.

Das Verschwinden der Kindheit mögen Kritiker von Hightech-Spielzeug beweinen. "Kinder kommen immer früher mit Touchscreen und Computer in Berührung", bestätigt Ulrich Brobeil vom Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie (DVSI). Nintendo, iPad, Wii und Smartphones sind schon im Vorschulalter beliebt. Die Eltern machen es vor, indem sie selbst täglich damit hantieren.

Unter Strom stehen also nicht nur viele Gastgeber an Heiligabend, sondern auch ein Großteil der Geschenke. Ein Garant für gute Stimmung unterm Weihnachtsbaum ist auf jeden Fall, wenn gleich mit an die passenden Batterien oder andere technische Voraussetzungen gedacht wird. Selbst viele Würfelspiele kommen heute kaum noch ohne elektrische Animation aus und meistens sind die Batterien nicht mit dabei. Dabei werden Gäste und Nachbarn es kaum verübeln, wenn das elektronische Schlagzeug nicht gleich nach der Bescherung einsatzbereit ist.

Viele Kinder lieben es multimedial. Unter den Produkten gibt es Sinnvolles, das dem Kind dazu auch noch Spaß macht. So können zum Beispiel um Apps erweiterte oder ergänzte Bücher kleine Lesemuffel durchaus auch an gedruckte Ausgaben heranführen, "sprechende" Lesestifte wie der "tiptoi" von Ravensburger machen Mathe, Geografie oder das Erlernen einer Sprache zumindest irgendwie cooler. Und wenn es dann doch das iPad sein muss, sollte man darüber reden. "Man sollte dem Kind ehrlich sagen, dass man nicht möchte, dass nur noch damit gespielt wird", rät Gabriele Pée, Vorstandsmitglied vom "spiel gut"-Arbeitsausschuss für Kinderspiel und Spielzeug. Ein Nachteil gegenüber dem klassischen Würfelspiel beim weihnachtlichen Ersteinsatz: Häufig müssen erst einmal Programme heruntergeladen werden, bevor der Helikopter fliegt oder der Lernstift spricht.

Verschluckbare Kleinteile, fehlende Warnhinweise, Schadstoffe - jedes sechste Spielzeug ist mangelhaft, warnt Stiftung Warentest in ihrer November-Ausgabe der Zeitschrift "Test". So bestehe bei dem Spiel-Stethoskop eines Herstellers die Gefahr, dass sich kleine Hobbyärzte damit strangulieren, da der Schlauch eine Schlaufe bildet, die sich über den Kopf ziehen und schwer wieder lösen lässt. Der gesetzlich geforderte Warnhinweis "Nicht für Kinder unter drei Jahren geeignet" fehle. Getestet wurden 40 Spielzeuge, die für Drei- bis Sechsjährige empfohlen werden. Davon erhielten 18 die Note sehr gut oder gut, sieben die Note mangelhaft.

"Die Norm, die für Kinderspielzeug gilt, ist viel zu lasch. Grenzwerte für Schadstoffe sind oft viel zu hoch angesetzt", bemängelt Dirk Petersen, Umweltexperte der Verbraucherzentrale Hamburg. "Für Spielzeug gelten in Europa ohnehin schon die schärfsten Sicherheitsbestimmungen aller Konsumgüter, mehr geht einfach nicht", hält DVSI-Geschäftsführer Volker Schmid dagegen. Verbraucherschützer raten, auf das Prüfzeichen zu achten. Die Altersangabe auf den Verpackungen ist ebenfalls ein wichtiger Hinweis.

Vor dem Kauf sollten Erwachsene das Spielzeug aufmerksam und mit allen Sinnen prüfen. Wenn etwas übel riecht, wackelt oder sich unangenehm anfühlt, lieber die Finger davon lassen, rät Stiftung Warentest. Für kleine Ärzte empfehlen die Warentester den Doktorkoffer von Klein "Its Imagical Doktor Set", für kleine Flieger und Fahrer Lego-Bausteine. Ritter können mit der Playmobil-Raubritterburg bedenkenlos spielen und Puppenmamas oder -papas mit Eddy Toys Modepuppe.

Kinder sind zudem meist nicht so anspruchsvoll, wie wir Erwachsenen denken. Auch ein selbst gestrickter Schal oder eine Einladung zum Konzert der Lieblingsgruppe oder zum Fußballspiel kann den Kindern Freude bereiten. Dann leuchten die Kinderaugen und kein blinkendes Warn-Lämpchen. Wie schön!