Erntekronen aus Getreide, “Opfergaben“ in Form von Obst und Gemüse - das Erntedankfest wird mit traditionellen Bräuchen begangen.

Lüneburg/Kiel. Zum Erntedankfest werden sie in den Kirchen aufgehängt oder bei Umzügen durch die Dörfer als „letzte Fuhre“ mitgeführt: die Erntekronen. Die oft meterhohen Gebilde aus Getreide und Stroh erinnern daran, welche Bedeutung die Ernte des Brotgetreides einst hatte. In vielen Regionen wird der alte Brauch von den Landfrauen fortgeführt, so auch in Niedersachsen. In anderen Bundesländern – etwa Sachsen und Brandenburg – gibt es sogar jährliche Wettbewerbe um das stattlichste Kunstwerk.

„Da gibt es viel zu beachten, wir bieten eigene Kurse an“, sagt Annemarie Strüber vom Landfrauenverband. Sie freut sich, dass auch viele jüngere Frauen mitmachen, um die alte Tradition zu bewahren.

Die Erntekrone ist schon seit Wochen fertig, wenn die Altäre für das Erntedankfest mit den Gaben des Feldes geschmückt werden. Man müsse den richtigen Zeitpunkt fürs Sammeln der Ähren abpassen, erklärt Strüber. „Das Getreide muss geschnitten werden, bevor es gold-gelb wird, sonst fallen die einzelnen Körner heraus“, sagt die erfahrene Kronenbauerin.

Die Krone besteht meist aus vier Strängen, die unten auf einem Ring befestigt sind und sich oben treffen. Die vier Streben sollen Hoffnung, Glaube, Sorge und Dank symbolisieren – der Ring ist ein altes Zeichen ewiger Unendlichkeit. Wie bei einer christlichen Königskrone kann in manchen Regionen auf der Spitze noch ein Kreuz thronen. Unten werden die Stränge oft mit bunten Bändern geschmückt.

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Alter Brauch ist es auch, kleine, eigens zum Erntedankgottesdienst geflochtene Ährenkränze mit nach Hause zu nehmen. Die mit Herbstblumen oder Vogelbeeren geschmückten Kränze werden dann bis zur nächsten Ernte am Scheunentor oder unter dem Hausgiebel aufgehängt. So sollen sie den eingebrachten Erntesegen bis ins nächste Jahr bewahren.

Das Erntedankfest und sein Hintergrund

Mit dem jährlichen Erntedankfest preisen Christen Gott für die Feld- und Obsterträge des Jahres. Viele Kirchen sind mit Getreideähren und Früchten geschmückt, vielerorts wird bei Umzügen eine Erntekrone präsentiert. Die Gaben werden nach der Feier meist an Bedürftige verschenkt. In der christlichen Tradition ist das Fest seit dem 3. Jahrhundert belegt, in vorchristlicher Zeit gab es bei den Griechen und Römern ähnliche Bräuche. In der evangelischen Kirche hat sich der Sonntag nach dem 29. September (Fest des Erzengels Michael) als Danktag durchgesetzt. Die katholische Bischofskonferenz hat den ersten Oktober-Sonntag als Termin bestimmt.