Bei der Suche nach einer geeigneten Einrichtung sollten Angehörige auch auf ihr Bauchgefühl hören

Irmgard Kranich ist 96 Jahre alt. Sie lebt seit Mai im Haus St. Theresien in Altona mit eigenen Möbeln in einem 24 m² großen Zimmer mit Bad. Nach einem Schlaganfall vor sieben Wochen braucht die alte Dame vermehrt Pflege wie Hilfe beim Waschen. Zuvor hat Irmgard Kranich knapp sieben Jahre in einem Altenheim in Ahrensburg gewohnt.

Was ist bei der Suche nach einem Pflegeheim zu beachten? Und wie findet man einen passenden Pflegeplatz? "Man sollte sich in jedem Fall frühzeitig informieren. Eine Vogel-Strauß-Politik ist falsch", sagt Christoph Kranich, Abteilungsleiter Gesundheit und Patientenschutz bei der Verbraucherzentrale Hamburg. "Denn bei guten Häusern kann es Wartelisten von drei bis fünf Jahren geben." Kranich hat für seine Mutter, die bis 2004 in ihrer Wohnung im Schwarzwald lebte, dann jedoch nach drei Stürzen auf einen Rollstuhl angewiesen war, selbst Heime besucht.

Die schwierigste Aufgabe sei jedoch gewesen, die alte Dame von der Notwendigkeit eines Umzugs in ein Altenpflegeheim zu überzeugen. "Sie wollte nicht, und ich habe sie überreden müssen", sagt Kranich. Zwei Argumente hätten seine Mutter, die außer ihrem Sohn keine weiteren Angehörigen hat, schließlich überzeugt. Die Nähe zu ihrem Sohn, der in Hamburg lebt, sowie die anregenden Angebote des Heims in Ahrensburg wie Lesekreise und viele weitere Aktivitäten. Denn vor sieben Jahren war die damals 89-Jährige zwar auch schon auf einen Rollstuhl angewiesen, konnte aber noch viel unternehmen wie gemeinsame Ausflüge mit ihrem Sohn in einem eigens dafür angeschafften Rollstuhlfahrrad. "Damit waren wir zusammen in Hamburg, am Lütjensee und haben wunderschöne Touren gemacht", sagt der 57-Jährige.

Seine Mutter sei in den folgenden Jahren dann jedoch zunehmend pflegebedürftiger und seine Besuche seien häufiger geworden. Außerdem wuchs das Gefühl der Unzufriedenheit mit der Pflegesituation im Heim. Das machte eine erneute Suche nach einem geeigneten Heim, möglichst zentral in Hamburg gelegen, notwendig.

Entscheidend für die Suche sei, so Kranich, immer die aktuelle Lebenslage des Pflegebedürftigen und die Frage, was dieser gerade braucht. Dazu gehören als sogenannte harte Fakten die Entfernung zum Heim für die Angehörigen, Größe, Anzahl der Plätze, das Pflege-Angebot, die Frage, ob das Heim eine weltanschauliche oder kirchliche Ausrichtung hat. Daneben spiele vor allem der persönliche Eindruck vor Ort eine wichtige Rolle. Ein Besuch, auch gern mal außerhalb der offiziellen Besuchszeiten, verrät viel über die Stimmung im Heim. Deshalb rät Kranich: "Reingehen, schauen, wie riecht es, wie reagieren die Mitarbeiter auf den Besuch, welche Dekoration gibt es. Außerdem sollte man sich unbedingt Zimmer zeigen lassen."

Kommt ein Pflegeheim in die engere Wahl, sei ein Probewohnen ratsam. Einige Heime bieten das auch für die Angehörigen an. Auch Irmgard Kranich hat vor sieben Jahren ein vierwöchiges Probewohnen bei ihrer Entscheidung geholfen. "Meine Mutter bezog damals in Ahrensburg zunächst ein Gästezimmer, da kein Platz frei war", sagt Kranich. Später konnte sie dann in ein großes, helles Zimmer umziehen.

Kranich rät, sich rechtzeitig mit diesen Fragen zu beschäftigen, um auch die Wünsche der Eltern berücksichtigen zu können. "Sicher ist Hauspflege die erste Wahl. Aber wenn ganz plötzlich eine Rundum-Betreuung eines Angehörigen notwendig wird, müssen manchmal Entscheidungen in aller Eile getroffen werden. Das birgt Fehler, und dann reicht die Zeit nicht, um einen passenden Heimplatz in Ruhe zu suchen." Er empfiehlt, fünf Heime in die engere Wahl zu nehmen und zu besuchen, wenn möglich gemeinsam. "Angehörige können auch schon eine Vorauswahl treffen und danach mit ihrem pflegebedürftigen Vater oder Partner hinfahren."

Pflegebedürftige erhalten Leistungen von der Pflegekasse nur auf Antrag. Diesen können sie selbst oder auch bevollmächtigte Angehörige stellen. "Wichtig ist, den Antrag rechtzeitig zu stellen. Denn der Tag, an dem der Antrag bei der Pflegekasse eingeht, ist entscheidend für den Beginn der Leistungsansprüche", sagt Kranich. "Ein längeres Warten kann unter Umständen finanzielle Einbußen bedeuten."

Es reicht zunächst ein formloser Antrag. Eine Begründung oder ein beigefügtes Attest ist nicht notwendig. Auf den Leistungsantrag schicken die Pflegekassen einen Vordruck. Dieses Formular auszufüllen ist sinnvoll, man geht damit sicher, dass alle Daten für eine abschließende Entscheidung vorliegen.

Im nächsten Schritt prüfen Ärzte oder Pflegefachkräfte des Medizinischen Dienstes, ob Pflegebedürftigkeit vorliegt und welche Pflegestufe infrage kommt. Die Prüfung findet nach Voranmeldung in der Wohnung des Betreffenden statt, so können auch pflegende Angehörige dabei sein. Die Bearbeitungszeit bis zur Entscheidung durch die Pflegekasse soll nicht länger als fünf Wochen dauern.

Irmgard Kranich hat derzeit die Pflegestufe eins. Der Antrag auf Pflegestufe zwei läuft noch. Die Ersteinstufung für ihren Umzug aus dem Schwarzwald nach Ahrensburg ging schnell. Damals hatte die alte Dame Pflegestufe null. Das ist eine Information für das Sozialamt, das bei niedriger Rente die Heimkosten übernimmt, wenn das Wohnen in der eigenen Wohnung nicht mehr möglich ist.