Karies und Parodontitis sind in aller Munde, aber es gibt inzwischen neue Techniken der Zahnreparatur

Wer sich nach jeder Mahlzeit die Zähne putzt, beruhigt vielleicht sein Gewissen, "den Zähnen nützt das nicht", sagt Professorin Dr. Ursula Platzer. Denn die Speisereste allein sind ein paar Stunden lang eigentlich harmlos. Ein gefährlicher Mix entsteht erst, wenn zwei weitere Übeltäter auftreten: Bakterien und die Zeit. "Es reicht völlig, sich morgens und abends gründlich die Zähne zu reinigen", sagt die UKE-Professorin, Direktorin der Poliklinik für Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde.

Wenn Speisereste genug Bakterien angelockt haben und diese mehr als einen Tag Zeit hatten, sich zu vermehren, erst dann beginnt der zerstörerische Prozess, der den Zahn kariös durchlöchert oder an den Zahnfleischrändern zu Entzündungen führt, der sogenannten Parodontitis. Diese lässt - vielfach unbemerkt - auf Dauer das darunter liegende Knochengewebe schrumpfen.

Bei Karies hilft nur noch eine Reparatur. Klassischerweise ist das eine Füllung aus Kunststoff, seltener auch aus Amalgam, wenn ein Patient das noch wünscht. Doch es kündigen sich bereits neue Techniken der Zahnreparatur an. Bei beginnender, oberflächlicher Karies ist heute eine Behandlung ohne Bohren möglich. Das an der Berliner Charité und in einer Kieler Zahnklinik entwickelte Verfahren versiegelt die defekte Stelle mit einem Kunststoff-Gel, das bis in die Tiefe der Kariesschicht eindringt und diese so isoliert, dass ihre Ausweitung gestoppt wird. Die Kariesbakterien sind eingeschlossen und unschädlich gemacht. Prof. Platzer: "Im Anfangsstadium funktioniert das." Die Methode wurde im Februar 2010 als innovativste zahnmedizinische Neuheit ausgezeichnet.

Bakterien sind auch die Wegbereiter der Parodontitis. Sie sitzen in der sogenannten Plaque, einem bakteriellen Zahnbelag, der sich in den Gewebetaschen bildet, dort, wo das Zahnfleisch den Zahn umschließt. Der stark haftende Biofilm zu Beginn dieser Kettenreaktion ist noch leicht zu beseitigen. "Das geht aber nur auf mechanischem Wege", sagt Dr. Bernd Heinz, Zahnarzt in Hamburg und Spezialist der Parodontologie, der Wissenschaft, die sich dem Kampf dieser Entzündungserkrankung verschrieben hat - also mit der Zahnbürste. Wenn das Zahnfleisch beim Zähneputzen blutet, ist das schon ein erstes Warnzeichen.

Dann sollte man vom Zahnarzt möglichst schnell die Tiefe der sogenannten Taschen am Zahnfleischrand messen lassen. "Sind sie tiefer als vier bis fünf Millimeter, sollte man Gegenmaßnahmen erwägen", meint der Spezialist Heinz. Als harmlose Ursache kommt zum Beispiel eine falsche Putztechnik in Betracht. Deshalb sei es wichtig, regelmäßig von einem Fachmann über die für das jeweilige Gebiss optimale Putztechnik informiert zu werden. Das geschieht bei der professionellen Zahnreinigung, die heute in den Praxen angeboten wird, die aber nicht als Kassenleistung gilt.

Umso wichtiger ist allerdings eine umfassende Mundhygiene der sichtbaren Stellen. "Eine Zahnbürste reicht dafür nicht", sagt die UKE-Professorin Platzer. Denn die am meisten gefährdeten Stellen zwischen den Zähnen erreicht die Bürste oft nicht.

Deshalb hält die Expertin die Zahnzwischenraumbürstchen für das wichtigste Reinigungsinstrument. Zahnseide sei oft schwierig zu handhaben, "damit können Sie auch viel kaputt machen", warnt sie.