Wer im Internet gefälschte Medikamente kauft, gefährdet sein Leben. Nur zugelassene Apotheken garantieren Originalpräparate

Erinnern Sie sich noch an die Schweinegrippe? Als wirksames Medikament war schnell das Grippemittel Tamiflu in aller Munde - in manchen Fällen buchstäblich und ganz ohne ärztliche Verordnung, denn im Internet war das verschreibungspflichtige Medikament auch ohne Rezept problemlos zu bekommen. Doch Tamiflu ist zur Behandlung einer akuten Erkrankung, nicht zur Vorbeugung gedacht.

Wer sich also unter Umgehung der Rezeptpflicht auf eigene Faust eindecke und das Präparat prophylaktisch schlucke, betreibe risikoreiche Selbstmedikation, betont Lisa Goltz vom unabhängigen Arzneimittelberatungsdienst. "Vorbeugende Einnahme kann zu Resistenzbildung führen. Zudem können sich in dem Präparat Stoffe finden, die in Deutschland wegen möglicher Nebenwirkungen nicht zugelassen sind. All das können Sie nicht wissen, wenn Sie Medikamente online bestellen."

Denn nicht immer steckt hinter einem seriös wirkenden Internetauftritt auch ein seriöser Anbieter. Das Netz sei "das Einfallstor für den Handel mit gefälschten und nicht zugelassenen Arzneimitteln", bestätigt Friedemann Schmidt, Vize-Präsident der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Gehandelt werde alles, was Geld einbringe, wissen Experten.

Der Klassiker ist Viagra, aber auch Schmerzmittel, Antibiotika oder HIV-Medikamente sind betroffen. "Schätzungen zufolge ist jedes zweite Medikament aus unsicherer Quelle gefälscht", sagt Dr. Rolf Hömke, Wissenschaftspressereferent beim Verband Forschender Arzneimittelhersteller. Das hat auch die EU erkannt: Industriekommissar Günter Verheugen kündigte jüngst an, dass im nächsten Jahr Maßnahmen gegen die Medikamentenfälscher beschlossen werden sollen.

Denn diese treiben ein gefährliches Spiel mit dem Leben ihrer Kunden: "Der Verbraucher spielt russisches Roulette mit seiner Gesundheit. Enthält das Medikament keinen Wirkstoff, hat der Verbraucher noch Glück, enthält es einen falschen Wirkstoff, droht eine Vergiftung", sagt Hömke.

Dabei sei es für den Laien fast unmöglich, Fälschungen von Originalmedikamenten zu unterscheiden. Eine veränderte Verpackung und ein fehlender Beipackzettel können Hinweise auf Fälschungen sein - aber auch Qualitätssiegel, Barcodes und Wasserzeichen, die von den Herstellern zur Sicherung ihrer Medikamente benutzt werden, lassen sich fälschen und sind nur vom Experten zu entlarven. "Kommen aber Tabletten statt in der offiziellen Packung nur in einem Plastiktütchen, kann ich nur hoffen, dass niemand so leichtsinnig ist, das Medikament jetzt noch einzunehmen. Keiner Pille ist anzusehen, ob sie aus einem regulären Labor oder aus einer Garage in Hongkong stammt", sagt Dr. Ursula Sellerberg, Pressesprecherin bei der ABDA.

Als offensichtlichstes Warnzeichen gilt jedoch die Bereitschaft eines Händlers, ein verschreibungspflichtiges Medikament ohne Rezept zu versenden. "Das muss zuvor eingereicht werden und zwar im Original, ein Fax oder eine Kopie reichen nicht", erläutert Lisa Goltz, und Sellerberg ergänzt: "Ohne das Rezept in Händen würde ein seriöser Anbieter kein verschreibungspflichtiges Medikament verschicken. Das ist eine strafbewehrte Handlung." Illegale Händler störe dies naturgemäß nicht.

Doch beileibe nicht jeder Online-Kauf ist riskant. "Im ,DIMDI'-Register sind alle zugelassenen Versandapotheken verzeichnet." Goltz rät, ins Impressum der Webseite zu schauen: "Fehlt das Impressum, in dem Adresse, Telefonnummer und der Name des verantwortlichen Apothekers verzeichnet sein sollte, ist Skepsis geboten."

Als am sichersten gilt nach wie vor der Kauf in der Apotheke vor Ort. Denn jeder Apotheker ist zu täglichen Arzneimittelprüfungen verpflichtet. So kontrollieren die deutschen Apotheker im Jahr etwa acht Millionen Medikamente. Nur approbierte Apotheker dürfen übrigens eine Apotheke eröffnen. Damit soll verhindert werden, dass aus der Versorgung ein reiner Vertrieb wird.

Weitere Informationen im Internet:
www.dimdi.de
www.abda.de
www.vfa.de