Hausarbeit macht selten Spaß. Wissenschaftler raten deshalb, Anreize für die ungeliebten Dinge wie Schrubben, Saugen und Co. zu schaffen.

Köln. Putzen, Bügeln, Wischen und andere Klassiker im Haushalt gehören nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen. Die Aufgaben bewältigen Hausfrau und Hausmann aber viel beschwingter mit der Motivation, gesund und fit zu bleiben – oder zu werden. Prof. Ingo Froböse vom Zentrum für Gesundheit der Sporthochschule Köln beschreibt diesen Ansatz so: „Das schlimmste ist Inaktivität. Unseren Milliarden von Körperzellen ist es egal, welche Art von Bewegung wir machen, Hauptsache wir sind in Bewegung, auch im Haushalt. Das hilft, den Stoffwechsel anzuregen, um gesund zu bleiben."

In die gleiche Richtung argumentiert Prof. Rainer Stamminger von der Universität Bonn: „Wer den Spieß umdreht, sieht Hausarbeit nicht als Last, sondern nutzt sie als persönliches Fitnessprogramm. Das hilft auch, um sich für die ungeliebte Hausarbeit zu motivieren." Und aus der Schufterei im Haushalt kann dann sogar Wellness werden. Stamminger schlägt daher vor: „Bei schönem Wetter die Wäsche auf dem Balkon oder im Garten aufhängen. Erstens duftet dann die Wäsche besser und zusätzlich tanken wir auch noch Sonne."

Die vielen technischen Hilfsmittel im Haushalt machen es allerdings nicht einfach, körperlich in Schwung zu kommen. „Hausarbeit heute hat nichts mehr mit der Hausarbeit vor 50 oder 100 Jahren zu tun. Sie ist bei weitem nicht mehr so anstrengend. Wäsche von Hand waschen zum Beispiel war früher harte Arbeit", erläutert Stamminger.

Waschmaschine, Küchenmaschine, Trockner und Co. nehmen heute Arbeit ab oder rauben Bewegung. Da müssen kleine Tricks her. Froböse rät, beim Bügeln den Wäschekorb nicht neben das Bügelbrett zu stellen, sondern in einen anderen Raum, um dann jedes Wäschestück einzeln zu holen. „Wer 3000 Schritte am Tag mehr einstreut, läuft 2 Kilometer mehr", rechnet Froböse vor. Seine Forschung habe gezeigt: „Die beste Wirkung für unseren Körper hat die Bewegung bei suboptimaler Unterforderung." Sprich: Aus der Puste kommen muss niemand bei der Hausarbeit, um fit zu bleiben.

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Der Sportwissenschaftler Andreas Müller von der Deutschen Fitnesslehrer Vereinigung tritt allerdings auf die Spaßbremse. Seiner Meinung nach reichen einfache Bewegungen im Haushalt nicht aus, um die Fitness zu erhalten. Da müsste man schon etwa Fenster putzen und dabei die Leiter hoch- und wieder runterklettern, ähnlich wie auf einem Stepptrainer. Generell sollte ein Muskelkater drohen können, sagt Müller. Das könne etwa beim Zubereiten von Klößen sein oder Kneten mit der Hand, beim Wäschewaschen mit der Hand und dem Holzhacken. Kraft kostet es laut Stamminger aber auch schon, Schmutzwäsche zu sammeln, zu bügeln und die Wäsche in die Schränke einzusortieren.

Die Überwindung zur Hausarbeit gelingt besonders gut, wenn diese mit einem Entertainmentprogramm verbunden ist, raten die Experten. „Wer die Hausarbeit als Fitnessprogramm sieht, ist damit viel glücklicher als diejenigen, die sie nur als Last betrachten. Fenster putzen und Bügeln sind äußerst unbeliebt. Essen kochen oder Gartenarbeit sind viel beliebter", erläutert Stamminger. „In unseren Studien sehen viele das Bügeln entspannter, wenn sie nebenbei fernsehen durften."

Mehr Spaß an der Hausarbeit durch möglichst viel Abwechslung? Nein, sagt Stamminger. Man sollte trotzdem die Aufgaben zügig erledigen. „Ich würde sämtliche Fenster auf einmal putzen, weil man sich etwa den Wischer, das Fensterleder und den Putzeimer herrichten muss", rät der Professor. Auch sei es sinnvoll, den Arbeitsgang in einem Rutsch durchzuziehen und nicht das Putzen für das Kochen oder Wäschewaschen zu unterbrechen. „Dafür sprechen auch Umweltgesichtspunkte: Wer nur wenige Fenster putzt, braucht mehr Wasser und produziert mehr Abwasser", sagt Stamminger.