Wenn im Fernsehen nichts läuft und der Weg zur Videothek zu weit ist, kann ein Film aus dem Internet eine Alternative sein. Doch es gibt auch Nachteile.

Hannover. Das Angebot an Onlinevideotheken konzentriert sich auf einen überschaubaren Kreis. Generell lassen sich zwei Arten von Onlinevideotheken unterscheiden: Es gibt Dienste wie Maxdome oder Videoload, die Filme ausschließlich als Streams anbieten. Andere Anbieter wie Videobuster oder Lovefilm empfehlen sich vor allem fürs Bestellen im Netz – die DVD oder Blu-ray kommt dann auf dem Postweg.

„Bei den Versandvideotheken geht es nach dem Wunschlistenprinzip: Das bedeutet, dass man sich im Internet eine Liste mit Wunschfilmen erstellt, die einem dann nach und nach leihweise als DVD oder Blu-ray zugeschickt werden“, erklärt Nico Jurran von der Zeitschrift „c’t“. Je nach Abo- oder Flatrate-Variante kann man dabei eine bestimmte Anzahl Filme gleichzeitig so lange behalten, wie man möchte. Werden sie zurückgeschickt, kommen die nächsten Filme von der Liste.

„Das hat allerdings den Nachteil, dass man auf die Filme warten muss und vielleicht gerade nicht den Film zugeschickt bekommen hat, auf den man eigentlich Lust gehabt hätte“, sagt Jurran. Dieses Problem gebe es bei Filmen per Stream nicht. Sie stehen immer zur Verfügung – sofern die Internetverbindung schnell genug ist.

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„Bislang konnten sich reine Onlinevideotheken allerdings noch nicht wirklich durchsetzen“, sagt Thomas Roß von der Zeitschrift „Audio Video Foto Bild“. Das habe vor allem an den technischen Voraussetzungen gelegen. „Mittlerweile gibt es aber immer mehr Haushalte mit einem DSL-Internetanschluss mit den erforderlichen Bandbreiten.“ Um einen Film in Standardqualität anschauen zu können, sollten DSL 6000 (6 Mbit/s) und für HD-Qualität mindestens DSL 16000 (16 Mbit/s) verfügbar sein. Ein weiteres Problem betraf die Hardware. „Man musste sich bisher den Film schließlich entweder am PC anschauen, was ja nicht so viel Spaß macht, oder, was eben umständlich ist, den Laptop an den Fernseher anschließen.“

Mittlerweile gibt es nicht nur die Möglichkeit, einen Receiver oder Mediaplayer mit integriertem Video-on-Demand-Dienst anzuschließen. Fast jedes zweite TV-Gerät ist ein sogenanntes Smart-TV – mit Internetzugang, Apps und Diensten. „Bei Markenherstellern und Bildschirmgrößen von mehr als 40 Zoll sind Fernseher mittlerweile fast schon standardmäßig internetfähig“, erklärt Michael Schidlack, Bereichsleiter Consumer Electronics beim IT-Branchenverband Bitkom.

Wer einen internetfähigen Fernseher besitzt, kann seinen Video-on-Demand-Dienst allerdings meist nicht auswählen. „Es handelt sich bei den meisten Herstellern daher nicht um freies Internet wie auf einem PC, bei dem sich beliebige Seiten aufrufen lassen“, sagt Schidlack. Welche Onlinevideothek zur Verfügung steht, hänge von den Verträgen zwischen TV-Hersteller und Inhalteanbietern ab.

Obwohl Onlinevideotheken durch internetfähige Fernseher deutlich komfortabler werden, nutzt sie nur ein kleiner Prozentsatz der Besitzer solcher TV-Geräte. Laut einer GfK-Untersuchung aus dem November 2011 nutzen bislang nur 13 Prozent ihre Geräte aktiv im Netz. „Das ist bislang auch noch am Anfang“, sagt Schidlack.

Die Angebote stehen und fallen mit den verfügbaren Streifen. „Bei der Filmauswahl gibt es nicht nur große Unterschiede zwischen den verschiedenen Internetvideotheken“, sagt Jurran. „Reine Onlinevideotheken können bislang auch weder mit den großen Versand- und meist noch weniger mit den klassischen Videotheken mithalten.“ Aufgrund der Rechtesituation gebe es meist nur ganz neue und ganz alte Filme. „Auch Filme in der Originalsprachversion werden nur selten angeboten und Untertitel kann man fast immer vergessen.“

Anders bei der Versandvariante: Die meisten DVDs oder Blu-rays bieten nicht nur unterschiedliche Sprach- und Untertiteloptionen, sondern häufig auch noch Hintergrundinfos und Specials zum jeweiligen Film. „Außerdem ist die Bild- und Tonqualität einer Blu-ray bislang noch konkurrenzlos“, sagt Roß. „Streams in Standardauflösung können bestenfalls mit DVD-Qualität mithalten.“ Doch selbst bei den Streams gibt es – je nach Komprimierung – Qualitätsunterschiede. „Das muss man einfach mal ausprobieren“, rät Roß. Wem die Qualität nicht genügt, muss sich für einen teureren HD-Stream, die Versandvariante oder doch die Videothek in der Nachbarschaft entscheiden.

Filme aus dem Netz kosten mehr

Für den Komfort, vom Sofa aus seinen Wunschfilm aus dem Internet abzurufen, zahlt man meist drauf, sagt Nico Jurran von der Zeitschrift „c’t“. „Der übliche Mietpreis für einen HD-Stream liegt meist um fünf Euro, für einen Standardstream etwas niedriger.“ Die Leihgebühr in der Videothek sei oftmals günstiger. Bei der Leihdauer im Netz habe sich ein 48-Stunden-Zeitraum durchgesetzt, der ab dem ersten Anschauen gilt.