Galeristen verstehen sich gleichzeitig als Händler und Vermittler

Was macht Hamburgs Galerieszene aus? Gibt es auch Kunst für den kleinen Geldbeutel? Ruth Sachse, Galeristin und Mitglied im Vorstand Galerien für Hamburg, gibt Antworten.

Hamburger Abendblatt:

Was bieten Galerien Kunden und Besuchern?

Ruth Sachse:

Kunst ist ja keine Ware wie jede andere. Sie hat für die meisten einen großen emotionalen Wert. Galeristen verstehen sich als Kunstvermittler und Kunsthändler gleichzeitig. Sie vermitteln zwischen dem Künstler und seinem Werk und dem Kunden. Meist sind Galerist und Künstler lange Jahre verbunden. Wissen, das durch dieses Zusammenwirken, durch Besuche von Ateliers, Museen und Ausstellungen erworben wird, gibt der Galerist weiter. Er stellt die gezeigten Kunstwerke in einen Kontext, filtert das große, oft unübersichtliche Angebot und hilft bei der Auswahl.

Was macht Hamburgs Galerie-Szene im Vergleich zu anderen Städten aus?

Sachse:

Hamburgs Galerien sind vielfältig und farbig. Sie stehen für Weltoffenheit und Experimentierfreude. Die Fokussierung auf bestimmte Künstler, Stile und Genres bricht mehr und mehr auf. Da passiert gerade sehr viel.

Gibt es derzeit einen Trend? Sind Werke bestimmter Künstler oder Objekte aus bestimmten Ländern oder Kulturen derzeit in Hamburg besonders gefragt?

Sachse:

Eine bestimmte "Schule", um die sich momentan gerissen wird, steht mir nicht vor Augen. Wer die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst nicht scheut, der kann junge Arbeiten für sich finden - auch bei schmaler Geldbörse.

Und wenn ein Werk dem Kunden kurz nach dem Kauf dann doch nicht gefällt?

Sachse:

In der Regel ist es ja gerade die Leistung des Galeristen, dem Kunden ein Objekt zu vermitteln, das zu seinen Vorstellungen und Wünschen passt. Das ist nicht immer einfach - beispielsweise wenn Ehepaare gemeinsam entscheiden.

Sind die meisten Galerien in Hamburg bundesweit tätig?

Sachse:

Ja. Das ist schon aus wirtschaftlichen Gründen nötig. Vom Hamburger Publikum allein können die Galerien und ihre Künstler in der Regel leider nicht leben.

Einige Galerien bieten auch "Art-Leasing" an, also eine Art Mietkauf. Wie wird das Angebot von den Kunden angenommen?

Sachse:

Besonders Firmen stellen diesbezüglich Fragen. Art-Leasing bietet eine gute Möglichkeit, wechselnde Kunst am Arbeitsplatz anregend zu nutzen.

Hat jeder Künstler in der Regel seine "Hausgalerie" oder sind die Werke auch in anderen Häusern zu finden?

Sachse:

Die meisten Künstler haben eine oder zwei Galerien, die ihn vertreten. Es gehört sozusagen zum guten Ton, dass der Künstler eine gewisse Exklusivität einräumt.

Wo finden Sie die Künstler, deren Werke Sie in Ihr Programm aufnehmen?

Sachse:

Da gibt es viele Möglichkeiten. Galeristen schauen sich auf Messen, an Kunsthochschulen und in Ausstellungen um. Wir arbeiten mit Kunstagenten, vertrauen manchmal auf Referenzen, und einige Künstler versuchen es auf eigene Faust. Ich bekomme täglich etwa zehn Bewerbungen.

Immer mehr Künstler verkaufen ihre Werke online. Wie haben Neue Medien und das Internet die Galerieszene verändert?

Sachse:

Die Neuen Medien haben unsere Arbeit erweitert. Interessierte nutzen das Netz, vor allem für Erstinformation. Die reale Begegnung mit dem Kunstwerk ist aber immer noch entscheidend.