Nicht jede Sportart ist für den Körper gesund. Worauf es beim Trainieren ankommt, verrät Sportmediziner Wolfgang Schillings

Die Muskeln im Fitnessstudio aufbauen oder doch lieber gemächlich Rad fahren? Wolfgang Schillings, Arzt im Fachbereich Sport- und Bewegungsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), erklärt, worauf es bei sportlicher Betätigung ankommt.

Hamburger Abendblatt:

Welche Sportarten sind zur Vorbeugung orthopädischer Probleme besonders geeignet?

Wolfgang Schillings:

Ideal ist eine gesunde Kombination aus Ausdauer- und Kraftsport. Ausdauer trainiert man mit den sogenannten "Geradeaus-Sportarten" wie Schwimmen, Laufen oder Nordic Walking. Ergänzend sollte es im Trainingsplan, den leider die wenigsten haben, eine Muskelaufbau-Komponente geben, also Übungen an Geräten, bei denen man entsprechend die bedürftige Muskulatur stärkt.

Also muss man zusätzlich zum Joggen auch noch ins Fitnessstudio?

Schillings:

Wenn man als Laufanfänger alles richtig machen und seine Gelenke schonen will, dann sollte man tatsächlich parallel Übungen machen, da die Gelenke durch die Muskeln geschützt werden.

Gibt es Sportarten, die grundsätzlich eher kontraproduktiv sind?

Schillings:

Es gibt natürlich Sportarten, die zum Beispiel Wirbelsäulen-unfreundlich sind. Ein Extrembeispiel wäre Fallschirmspringen, aber auch so etwas wie Squash. Dagegen sind die schon genannten Geradeaus-Sportarten durch die abwechselnden Be- und Entlastungsphasen der Bandscheiben eher förderlich.

Wie oft sollte man denn Sport machen?

Schillings:

Grundsätzlich raten wir Menschen, die aktiver werden wollen, zunächst Bewegung in ihren Alltag zu integrieren: Treppe statt Rolltreppe, mit dem Rad oder zu Fuß zur Arbeit, das Telefon so stellen, dass man aufstehen muss. Zusätzlich sollte man mit drei sportlichen Einheiten zu jeweils 30 Minuten in der Woche anfangen.

Was empfehlen Sie Menschen, die bereits Probleme mit ihren Gelenken haben?

Schillings:

Wenn bereits ein Verschleiß vorliegt, rät man normalerweise von sogenannten "High-Impact-Sportarten" ab, bei denen die Belastung für die Gelenke besonders hoch ist. Das sind eigentlich alle Ballmannschafts-Sportarten, Tennis oder Squash. Ideal sind auch hier die Geradeaus-Sportarten, insbesondere also alles, was die Gelenke entlastet - wie Schwimmen oder Fahrradfahren.