Dank komfortabler Boote gibt es heute fast keine Altersgrenze mehr. Eine gute Vorbereitung reduziert das Risiko.

Irgendwann beginnt für jeden Berufstätigen der Ruhestand. Und dann? Jetzt könnte es Zeit sein, einen Lebenstraum zu verwirklichen. Wer sich dem Wasser verbunden fühlt, wird an eine Weltreise auf dem eigenen Boot denken. Das größte Problem, die Navigation, ist dank GPS gelöst. So befinden sich derzeit rund 150 deutsche Yachten auf Weltumseglung, etwa 90 Prozent werden von älteren Ehepaaren gesteuert. Drei bis fünf Jahre dauert die Weltreise. Eine weitaus größere Zahl entscheidet sich alljährlich für die "kleine Weltumseglung", einen drei- bis fünfmonatigen Törn rund um die Ostsee.

Fast jede Reiseplanung beginnt auf der Website des Cuxhavener Vereins Trans-Ocean ( www.trans-ocean.org ) oder von Bobby Schenk, 70, ( www.bobbyschenk.de ). Der Trans-Ocean Verein zur Förderung des Hochseesegelns hat mehr als 6000 Mitglieder, ist Ratgeber und Anlaufstation für Weltumsegler und verfügt über ein globales Kommunikationsnetz. Er bietet den Crews ein virtuelles Zuhause, wenn sie fern der Heimat sind. Für vorbildliche Reisen werden alljährlich Preise verliehen, die unter Seglern als hohe Auszeichnung gelten. Hunderte von Reiseberichten auf der Website geben einen Eindruck von dem, was Weltumsegler erlebt haben.

Der ehemalige bayerische Amtsrichter Bobby Schenk lebt meist auf seiner Yacht irgendwo auf der Welt, zuletzt in Malaysia. Er ging mit seiner Frau Carla bereits 1971 auf Weltumseglung, umschiffte mit ihr sogar Kap Hoorn und gilt heute als eine Art Großayatollah für Segelbesessene. In seinen Büchern, in Vorträgen und auf seiner Website wirbt er für das Ozeansegeln, berichtet aus dem Erfahrungsschatz von 40 Jahren. Hier finden sich wertvolle Tipps und ein Leserforum, in dem sogar die Frage diskutiert wird, wie sich Ratten von Bord verscheuchen lassen. Gut 1000-mal am Tag wird Schenks Website angesteuert, wenigstens zehn Mails mit Fragen erreichen ihn täglich - und werden persönlich beantwortet.

Die drei am häufigsten gestellten Fragen: Sind wir zu alt für eine solche Reise? Welches Schiff eignet sich? Wie hoch sind die Kosten? Dazu Schenk: "Der Altersdurchschnitt ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen, da gibt's kaum eine Grenze. Die Boote sind größer, sicherer und komfortabler geworden, jeder kann das Richtige für sich finden. Und für den Reiseunterhalt benötigt man genau so viel Geld wie daheim."

Manchmal muss Bobby Schenk beim Antworten jedoch passen: "Die Leute wollen sicher um die Erde kommen, das ist ihre oberste Priorität, aber sie möchten zugleich Abenteuer erleben. Vollkasko-Mentalität und Abenteuer schließen sich aus. Aber wer gut vorbereitet ist, wird das Risiko nicht strapazieren." Eine Scheinsicherheit bieten Rallyes oder Flottillen, also Gruppensegeltouren, wie sie vermehrt von professionellen Unternehmen angeboten werden. Schenk nennt die Rallyes "eine Seuche", denn "absolute Sicherheit kann man nicht kaufen, im Leben nicht und auf See schon gar nicht. Da draußen ist man immer auf sich allein gestellt."

Muss man eigentlich segeln oder kann man auch mit dem Motorboot um die Welt fahren? Laut Schenk nehmen die Motorbootfahrer zu. Er berichtet von einem US-Ehepaar, das auf einem 13-m-Trawler unterwegs ist. Unter Deck brummt ein 105-PS-Landmaschinendiesel, der bei sieben Knoten sieben Liter pro Stunde verbraucht. Bei 4000 Litern im Tank lassen sich damit Ozeane überqueren. Mit welchem Ziel? Auch hier hat Schenk eine Antwort: "Die schönsten Reviere sind französisch Polynesien, also die Südsee, auch weil es dort keine Hurrikane gibt. Und Malaysia."