Etwa 2500 Motorboote sind in Hamburgs Gewässern beheimatet, mitten in der Natur.

Sie stehen oft im Schatten der Segler, die mit ihren weltumspannenden Regatten das Interesse der Medien auf sich ziehen. Doch die Liebe zum nassen Element und der Wunsch nach einer Handbreit Wasser unterm Kiel verbindet die große Gemeinde der Motorbootbesitzer mit den Segelsportlern. "Bei uns stehen eher gesellschaftliche Zusammenkünfte im Vordergrund und nicht so sehr Sportliches", sagt Dieter Wibbelmann, Vorsitzender des Hamburger Motorboot-Verbands.

31 Vereine sind in dem Verband organisiert, zusammen 1600 Mitglieder haben Liegeplätze in Hamburger Gewässern. Wibbelmann schlägt noch einmal 50 Prozent drauf, weil weitere Motorboote in gewerblichen Häfen untergebracht sind - und kommt auf rund 2500 Gefährte mit jeweils mindestens zwei Nutzern, die die Hamburger Motorbootszene bilden.

Deren Refugien liegen meist abseits der Schifffahrtsstraße Elbe ganz verträumt im Grünen: Fast tausend Boote verteilen sich an den Ufern der Bille, ebenso viele entlang der Dove Elbe jenseits der Tatenberger Schleuse. Einige wenige Häfen liegen direkt an der Elbe: in Zollenspieker, Neuland, den Harburger Häfen, Finkenwerder. Etwa 200 Motorboote sind zudem im Yachthafen Wedel beheimatet, eigentlich ein Eldorado der Segler.

Manche Motorbootfans schätzen ihr Gefährt als Unterkunft im Grünen, unternehmen nur hin und wieder eine Ausfahrt. Dass dabei die Distanzen in jüngster Zeit eher kürzer werden, liegt zum einen am fortschreitenden Durchschnittsalter der Skipper, zum anderen an den gestiegenen Kraftstoffpreisen. "Eine Tour von Hamburg nach Cuxhaven und zurück überlegt man sich heute", sagt Wolfgang Vogel vom Hamburger Yacht-Club, der sein Domizil an der Dove Elbe hat. Aber es gibt auch Vereinsmitglieder, die große Touren machen: "Zwei Boote sind jetzt in Südfrankreich unterwegs, zwei weitere zum schwedischen Götakanal aufgebrochen. Und ein Dutzend Boote verbringt den Sommer auf Fehmarn und Umgebung", sagt Vogel.

Gemütlich über deutsche und europäische Flüsse oder Kanäle schippern, dabei Land und Leute kennenlernen - das ist die sanfte Art zu reisen. Aber es geht auch eine Nummer härter, etwa bei Törns in Nord- und Ostsee. Motoryachten sind wellenanfälliger als Segelboote mit ihren tiefen Kielen. Aber seekrank würden eigentlich immer nur die mitfahrenden Gäste, versichert Vogel.

Dieter Wibbelmann plagt vor allem ein Problem: der Nachwuchsmangel. "Jugendliche wollen heute Funsport", sagt er, "die Zeit ist schnelllebiger geworden, da spart man nicht auf ein Boot und fährt es dann jahrelang." Und die 25- bis 45-Jährigen seien beruflich so eingespannt, dass für ein Boot keine Zeit mehr bleibt. Auch in dieser Hinsicht gleichen sich die Motorboot- und die Segler-Szene.