Die eigenen Haare in 200-facher Vergrößerung zu sehen, ist für viele schon seltsam. Wie dicke runde Schläuche sprießen sie aus den Poren der Kopfhaut, die bestenfalls gesund und leicht rosa unter dem Mikroskop sichtbar wird. "Leider sieht das nicht bei allen Menschen so gesund aus", sagt Ute Freese, die im Haarinstitut Svenson in der Spitaler Straße arbeitet und sich täglich mit den überaus "haarigen" Problemen ihrer Kunden auseinandersetzt.

Haarausfall ist schlecht fürs Ego - das ergab zumindest eine Umfrage des Marktforschungsinstituts TNS Emnid unter mehr als 500 Personen. Wird das Haar lichter, schrumpft auch das Selbstbewusstsein, egal ob bei Mann oder Frau, ob jung oder alt. Was aber nur wenige wissen: Nahezu jedem kann geholfen werden.

"Natürlich können wir nicht zaubern", sagt Dr. Frank-Matthias Schaart, Hautarzt und Haarspezialist aus Hamburg. "Aber ich kann meinen Patienten versprechen, dass wir mit einer klaren Diagnose den Haarausfall stoppen, den Status quo erhalten können." Besonders bei genetisch bedingtem Haarausfall, den Geheimratsecken, oder der Tonsur, wie Schaart den typisch-runden Haarausfall bei Herren nennt, können mit Medikamenten große Erfolge erzielt werden. "An den vom Haarausfall betroffenen Stellen sind die Haarwurzeln genetisch falsch codiert - sie sind übersensibel gegenüber gewissen Hormonen und fallen aus." An anderen Stellen, beispielsweise am Hinterkopf, sorgen Hormone für keinen Ausfall. Und genau diese Tatsache macht eine Eigenhaartransplantation möglich. "Tausende Haare mit der richtigen Codierung können auf dem Kopf umverteilt werden", erklärt Schaart. "So können Lücken wie Geheimratsecken, eine Glatze oder Narben kaschiert werden."

In Hamburg werden Haartransplantationen beispielsweise in der Alsterklinik an der Rothenbaumchaussee durchgeführt. "Bei einer Eigenhaartransplantation bedarf es vieler helfender Hände, da die Operationen das Verteilen mehrerer Tausend Haarwurzeln bedeutet", erklärt Peter Henscheid, Geschäftsführer und Gesellschafter der Hamburger Klinik für Plastische Chirurgie. "Dem Operateur assistieren immer drei bis vier Schwestern, die nach der Entnahme des Haares aus dem Haarkranz die so genannten Grafts, also die Wurzeln mit Haaren, unter dem Lichtmikroskop aufbereiten." Im Anschluss werden die Transplantate dann an den lichten oder bereits kahlen Stellen des Oberkopfes wieder eingepflanzt. Die "richtig" codierte Haarwurzel sitzt dann an der bisher kahlen Stelle am Kopf. In der Alsterklinik kostet eine Operation je nach Aufwand zwischen 3000 und 9000 Euro. Nach der ambulanten Behandlung kann der Patient ohne Verband nach Hause gehen. Bereits nach zwei Tagen ist eine Haarwäsche möglich. "Nach zwei Wochen sind die Spuren des Eingriffs in den meisten Fällen nicht mehr zu sehen", sagt Henscheid. Das Ergebnis hält ein Leben lang - die versetzten Haare fallen nicht mehr aus.

Auch das Haarinstitut Svenson bietet Transplantationen an. Jedoch kann mit dieser Methode nicht jedem geholfen werden. "Wo soll man denn die Haare hernehmen, wenn eine ganze Glatze mit Transplantaten gefüllt werden müsste?", fragt Svenja Svensson, die die Haarstudios im Norden betreut. "Für diese Problemfälle haben wir andere Varianten." Bei der Haarintegration wird eigenes Haar dauerhaft mit identischem Echthaar verwoben. Dies gleicht dem eigenen Haar in Struktur, Dicke und Farbe. Ist kein eigenes Haar zum Verweben da, können mit Echthaar bestückte Membrane auf die kahlen Stellen aufgeklebt werden. "Bei beiden Varianten ist der Kunde im Lebensstil nicht eingeschränkt", sagt Svensson. Etwa alle sechs Wochen wird die Frisur aufgefrischt. Ein revolutionärer Forschritt gegenüber einem Toupet. "Wenn es richtig gut gemacht ist, dann erkenne selbst ich es nicht. Und ich bin schließlich Expertin."