Wenn auf Margarine “Zur Senkung des Choleterinspiegels“ angegeben ist, muss dies ab Dezember auch wissenschaftlich belegt sein.

Berlin. Joghurt, der die Darmflora stärkt oder die immunabweht fördert: Solche Versprechen müssen künftig wissenschaftlich belegt sein. Vielen Lebensmitteln werden nach Ansicht von Experten zu leichtfertig gesundheitsfördernde Eigenschaften zugesprochen. Oft fehle der wissenschaftliche Beweis für die versprochene Wirkung, sagte die Ernährungswissenschaftlerin Isabelle Keller von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) im dapd-Interview.

Noch in diesem Jahr wird es eine EU-Verordnung geben, die vor falschen Gesundheitsversprechen schützt. „Ab Dezember ist man absolut sicher: Wenn etwas auf dem Lebensmittel draufsteht, ist die Wirkung auch in Studien belegt“, sagte Keller anlässlich der Frankfurter Fachmesse für Biotechnologie „Achema“, die vom 18. bis 22. Juni stattfindet.

Die sogenannte Health-Claims-Verordnung verbietet Herstellern, ihre Produkte mit Hinweisen zu kennzeichnen, deren gesundheitsfördernde Wirkung nicht wissenschaftlich bestätigt ist. Keller rechnet damit, dass sich der Markt bis Ende des Jahres noch stark bewegen wird und eine Form der Bereinigung einsetzt, dass also nicht belegbare Hinweise verschwinden.

Die Ernährungswissenschaftlerin warnt dennoch vor einer Überschätzung von Lebensmitteln, die zusätzlich zu den natürlichen Nährwerten einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben sollen. „Functional Food ist keine Garantie für eine ausgewogene Ernährung. Ernährungsfehler lassen sich nicht durch den Verzehr solcher Lebensmittel beseitigen“, sagte die Expertin. Wer einen hohen Cholesterinspiegel habe, könne nicht allein auf eine Margarine vertrauen. Vielmehr sei in der Regel eine ganzheitliche Ernährungsumstellung und eine Änderung des Lebensstils mit mehr Sport und Bewegung erforderlich.

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Was ist Functional Food?

Unter den Begriff „Functional Food“ (zu deutsch: funktionelles Essen) fallen Lebensmittel, die über den normalen Nährwert hinaus einen positiven Einfluss auf die Gesundheit ausüben sollen und mitunter gar Krankheiten verhindern können. Im Gegensatz zu Nahrungsergänzungsmitteln, die unter anderem als Kapseln, Pillen, Tabletten oder in Pulverform erhältlich sind, handelt es sich bei den funktionellen Lebensmitteln um richtige Lebensmittel im eigentlichen Sinne.

Zu den bekanntesten „Functional Foods“ zählen probiotische Drinks und Joghurts, die den Herstellern zufolge beispielsweise die Darmflora unterstützen oder die Abwehrkräfte stärken sollen. Auch Lebensmittel wie Brot und Eier, denen Omega-3-Fettsäuren zugesetzt sind, sowie Margarinen mit Pflanzensterolen oder Phystorinen wirken sich auch die Blutfettwerte aus und zählen somit ebenfalls zu den Lebensmitteln mit gesundheitsfördernder Wirkung.

Produkte zugunsten der Gesundheit lassen sich gut vermarkten. Ihre positive Wirkung muss im Zuge der EU-weiten „Health Claims“-Verordnung aber künftig auch wissenschaftlich bewiesen sein. Ab Dezember 2012 sind laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung alle Hinweise auf eine Gesundheitsförderung, die nicht belegt sind, verboten.