Jeden Sommer befallen die kleinen Blutsauger Menschen und Tiere und rauben ihnen oft nicht nur ein wenig Lebenssaft. Zecken übertragen in vielen Fällen den Borreliose-Erreger. So schützen Sie sich am besten.

Erfurt. Angesichts des warmen Frühlingswetters haben Forstexperten vor der Gefahr von Zeckenbissen bei Waldspaziergängen gewarnt. Nicht erst im Sommer, sondern schon im warmen Frühjahr lauerten die Tiere auf Waldwiesen, an Wegrändern und in vergrasten Altholzbeständen, teilte die Thüringer Landesforstanstalt mit.

Ab sieben Grad würden Zecken aktiv. Zwar ist ihr Biss an sich nicht schädlich, die Tiere können aber gefährliche Erreger übertragen – etwa für Borreliose oder FSME, eine Form der Hirnhautentzündung. Gegen FSME gebe es eine Impfung, hieß es. Nach jedem Spaziergang im Wald sollten zudem Kleidung und Haut nach Zecken abgesucht werden.

+++Jetzt ist die beste zeit für die Zeckenimpfung+++

Die Zecken und die von ihnen übertragenen Krankheiten Borreliose und FSME geben Wissenschaftlern auch nach jahrzehntelanger Forschung noch immer Rätsel auf. „Es sind in den vergangenen Jahren wesentliche Fortschritte gemacht worden. Die zuverlässige Therapie ist allerdings weiterhin ein großes Problem. Da sind wir noch nicht am Ziel“, sagt der Vorsitzende der Deutschen Borreliose-Gesellschaft (DBG), Kurt E. Müller, vor Beginn der Jahrestagung des Verbands im bayerischen Schweinfurt.

„Die Diagnose erfolgt nicht mit ausreichender Sicherheit. Befunde werden oft unterschiedlich interpretiert und es wird nicht selten unterschiedlich eingeschätzt, wann eine behandlungsbedürftige Borreliose vorliegt“, berichtet Müller. Der dreitägige Kongress mit etwa 140 Medizinern aus Deutschland, Europa und Amerika soll sich deshalb unter anderem damit beschäftigen, wie die Borreliose noch zuverlässiger erkannt und behandelt werden kann.

Typisches Symptom der Borreliose ist die sogenannte Wanderröte, ein roter Ring auf der Haut um den Zeckenbiss. Diese Körperreaktion tritt der DBG zufolge jedoch bei einem Drittel der Erkrankten nicht auf. Weitere Symptome sind Muskel- und Gelenkschmerzen oder auch Fieber und eine Schwellung der Lymphknoten. Sie können innerhalb von vier Wochen nach dem Zeckenbiss auftreten.

Bei der Behandlung setzen Ärzte Antibiotika ein. Wird die Krankheit nicht frühzeitig erkannt, sind Spätfolgen wie Gelenkentzündungen (Arthritis), Herzmuskel- oder Nervenentzündungen möglich. Infektions- und Erkrankungszahlen gibt es für Deutschland nicht. „Da gibt es extrem widersprüchliche Zahlen, weil keine einheitliche Erfassung vorliegt“, sagt der Hautarzt. „Es gibt Zahlen, die deuten darauf hin, dass im Jahr rund 0,5 Prozent der Bevölkerung neu an Borreliose erkrankt.“ Das Nationale Referenzzentrum für Borrelien in Erlangen spricht von 60 000 bis 100 000 Neuerkrankungen im Jahr.

Bayern und Baden-Württemberg gelten als Hochrisikogebiete in Deutschland. Im Bundesgebiet ist die Ausbreitung der Borreliose-übertragenden Zecken uneinheitlich. Sie nimmt laut Müller aber überall zu. Die Borreliose wird Experten zufolge noch immer unterschätzt.

In den ostdeutschen Ländern sowie in Rheinland-Pfalz besteht für die Lyme-Borreliose eine Meldepflicht. Auch Bayern will sie demnächst einführen. „Der Klimawandel könnte dazu führen, dass sich die Lebensbedingungen für die Zecken verbessern und die Borreliose in Bayern zunimmt“, sagt Bayerns Gesundheitsminister Marcel Huber (CSU).

Anders als gegen die ebenfalls von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist gegen die Infektionskrankheit Borreliose keine Impfung möglich. Aufklärung und die richtige Kleidung – etwa lange Hosen in hohem Gras – gelten deshalb als die wichtigsten Schutzmaßnahmen.

Tipps zum Schutz vor Zeckenbissen

- Nicht durchs Gebüsch oder Unterholz gehen - besser Waldwege benutzen.

- Die Haut sollte bedeckt sein: festes Schuhwerk, lange Hosen und natürlich auch Hemden mit langen Ärmeln.

- Nach einer Wanderung sofort die Kleidung nach Zecken absuchen und am besten komplett wechseln.

- Während der Zeckenmonate (Juni bis September) sollte man Kinder nach dem Spielen im Freien abends immer nach Zecken absuchen. Achtung: Bei Kindern sitzen die Zecken meistens im Kopfbereich, während bei Erwachsenen vor allem die Beine betroffen sind.

- Ziehen Sie die Socken über die Hosenbeine.

- Helle Kleidung ist geeigneter als dunkle. Denn Zecken kann man gut darauf erkennen und noch vor einem Biss entfernen.

- Verwenden Sie insektenabweisende Mittel. Aber: Auch sie stellen keinesfalls einen sicheren Schutz vor Zecken dar.

- Zecken bevorzugen dünne und warme Hautstellen. Deshalb: Arme, Kniekehlen, Hals und Kopf sowie im Schritt gründlich schützen.

Tipps zum Entfernen von Zecken

- Am besten entfernt man die Tiere mit einer speziellen Zeckenzange.

- Das Entfernen der Zecke mit einer flachen Pinzette oder den Fingernägeln ist nicht ratsam, da die infektiöse Flüssigkeit aus dem Hinterleib der Zecke in die Bissstelle hineingedrückt wird.

- Fassen Sie die Zecke am Kopf.

- Ziehen sie das Tier langsam heraus, die Zecke aber nicht ruckartig herausreißen. Nach etwa einer Minute lässt die Zecke von selbst los.

- Die Bissstelle in den folgenden Tagen auf Entzündungen beobachten.

- In Gebieten, in denen Borreliose häufig auftritt, sollten Sie nach einem Biss auf jeden Fall zum Arzt gehen.

- Wichtige Anzeichen, die auf eine Borreliose hinweisen, sind Tage oder Wochen nach dem Zeckenbiss auftretende Gelenk- und Muskelbeschwerden.

Mit Material von dpa