Heirats-Expertin Christiane Kennecke weiß, was für eine Herausforderung die Trauung darstellt und wie die Hanseaten am liebsten “Ja!“ sagen.

Wo wollen wir heiraten? Welche Brautkleidmode ist gerade angesagt? Und was ist bei der Organisation einer großen Feier zu beachten? Expertin Christiane Kennecke gibt im Abendblatt-Interview Auskunft.

Hamburger Abendblatt: Frau Kennecke, ist Heiraten wieder in Mode?

Christiane Kennecke: Es werden nicht mehr oder weniger Ehen geschlossen als früher, nur das Alter der Paare steigt kontinuierlich an. Das Feiern unterliegt insofern einer gewissen "Mode", als sich die Bedürfnisse verändern. Waren es in den 70er-Jahren die schnellen standesamtlichen Trauungen und die Feten mit den Freunden, so ist seit geraumer Zeit ein Trend zurück zur Familie zu beobachten. Die Brautpaare feiern gern wieder im Kreise ihrer weiten Verwandtschaft und freuen sich, wenn auch noch Tante Liesbeth aus Bayern angereist kommt.

Wie wird in Hamburg bevorzugt geheiratet?

Die Feiern werden gern auf ein ganzes Wochenende ausgedehnt. Viele Hamburger sind Zugereiste, die der Job hierhin verschlagen hat und bei denen die Mehrzahl der Gäste von weit her anreisen muss. So wird am Freitag ein Get-together veranstaltet, am Sonnabend ausgiebig gefeiert und am Sonntag noch einmal bei einem Brunch zusammengesessen, bei dem man sich dann endlich mal in Ruhe unterhalten kann. Oft findet alles in ein und derselben Lokation statt. Hier ist man unter sich und erlebt ein Wochenende ohne lästige Fahrerei.

Trifft die romantische Vorstellung von der Braut im weißen Kleid, die den Kirchengang hinunterschreitet, noch zu?

Der Trend zum weißen oder champagnerfarbenen langen Kleid ist nach wie vor ungebrochen. Und klassische Hochsteckfrisuren sind nicht nur bei der Braut, sondern auch bei den Gästen wieder in. Nur der Wunsch nach einer kirchlichen Trauung ist hier im Norden rückläufig. Viele Paare sind gar nicht mehr in der Kirche, andere müssten eine ökumenische Trauung organisieren, zum Beispiel evangelisch und russisch-orthodox oder katholisch und muslimisch. Vertreter der einzelnen Kirchen zu finden, die sich zu solch einer Zeremonie bereit erklären, kann mühsam sein. Viele Paare weichen auf freie Trauungen mit freien Rednern aus.

Was sind die häufigsten Wünsche der Paare?

Die meisten Paare kennen sich schon sehr lange, bevor sie sich das Jawort geben, und haben viel gemeinsam erlebt. Dieses Zusammengewachsensein möchten sie als roten Faden durch ihre Hochzeit hindurchziehen. Ein Paar zum Beispiel, das sich über seine Liebe zur Musik kennengelernt hatte, wählte einen Notenschlüssel als verbindendes Zeichen. Er fand sich in den Einladungskarten, in der Dekoration und in den Gastgeschenken wieder.

Mit welchen Kosten sollte ein Paar mindestens rechnen?

Feiert man mit nur wenigen Gästen zum Beispiel in einer tollen umgebauten Scheune mit einem Barbecue, dann lässt sich die persönliche Traumhochzeit schon mit 5000 Euro realisieren. Nach oben hin sind natürlich keine Grenzen gesetzt, und wer innerhalb Hamburgs feiern möchte, möglichst noch direkt am Wasser, der zahlt dafür auch Hamburger Preise.

Wie viel Organisation erfordert eine Hochzeitsfeier?

Im Prinzip gilt, so früh wie möglich anzufangen, dann hat man die größte Auswahl unter den schönsten Lokationen. Viele sind bereits ein Jahr im Voraus ausgebucht. Dann denken viele Paare, wenn sie den Feier-Ort haben, dann seien sie schon fast fertig, jetzt fehlten nur noch die Ringe und das Kleid, und auf geht's. Aber es sind die vielen Kleinigkeiten, die eine Hochzeit erst zu dem machen, was sie nachher ist. Die Kleinigkeiten, die im Gedächtnis des Paares und der Gäste bleiben. Sei es der liebevoll geschriebene Empfangsbrief auf den Hotelzimmern der Gäste oder Bilder vom Paar per Beamer an die Wand geworfen. Alles steht und fällt mit einem detaillierten Ablaufplan, in dem geklärt wird: Wann fange ich an, mich fertig zu machen, wie lange fahren wir zum Standesamt, auch eine Pause zum Verschnaufen sollte eingeplant werden. Alle Dienstleister sind zu koordinieren und die Absprachen bitte schriftlich festzuhalten. Oft hat derjenige, der das Detailgespräch in der Lokation mit dem Brautpaar geführt hat, an dem Tage der Hochzeit gar keinen Dienst.

Kann man in Hamburg und seinem Umland besonders gut heiraten?

Ja, hier gibt es ein besonderes Flair. In der Stadt selbst gibt es viele tolle Fest-Orte direkt an der Elbe oder an der Alster. Außerhalb werden seit einigen Jahren viele alte Gutshäuser restauriert. Sie bieten die Möglichkeit, eine herrschaftliche Landhochzeit zu feiern, oft mit Übernachtungsmöglichkeiten direkt vor Ort und einer standesamtlichen Trauung in den eigenen Räumlichkeiten, sogar an Samstagen. Allerdings sind die Außentermine stark limitiert, und die Standesämter kommen oft nur an ein paar Samstagen im Jahr zu den verschiedenen Lokationen.

Heiraten ohne Stress - geht das?

An die eigene Hochzeit werden oft sehr hohe Ansprüche gestellt, schließlich heiratet man nur einmal im Leben, und alles soll perfekt sein. Damit man sich am Tage der Hochzeit auf die Gäste konzentrieren kann, rate ich immer dazu, eine Zeremonienmeisterin zu bestimmen. Sie checkt die Räumlichkeiten vor der Feier, ob dort wirklich alles so hergerichtet ist, wie es besprochen wurde. Die Zeremonienmeisterin steht auch vor der Kirche und empfängt die Gäste im Namen des Paares und übergibt dem Pastor das Kissen mit den Ringen. Außerdem steht sie hinter dem Paar beim Sektempfang und sorgt dafür, dass die Geschenke auf den Geschenketisch und die Blumen in die Vase kommen.

Was sind die wichtigsten To-dos für Braut, und Bräutigam?

Grundsätzlich plant ein Paar sein großes Fest gemeinsam. Die einzigen Aktivitäten, bei denen Bräutigam und Braut getrennte Wege gehen, sind bei der Bekleidungswahl und beim Styling. Der Braut empfehle ich auf jeden Fall vorher einen Termin bei ihrer Stylistin, damit die Frisur und das Make-up auch wirklich zum Kleid passen. Der Bräutigam sollte sich die ihm für den Tag der Hochzeit aufgetragenen Tätigkeiten aufschreiben.