Den Haag. Der anti-islamische Film des rechtspopulistischen niederländischen Oppositionspolitikers Geert Wilders ist am Freitag im In- und Ausland auf heftige Kritik gestoßen. Zugleich gab es Sorge, dass es in arabischen Ländern zu anti-westlichen Aktionen kommen könnte. Den Haag hatte bereits vor einigen Wochen seine Botschaften zu erhöhter Aufmerksamkeit aufgerufen. Auch das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden erklärte, die Veröffentlichung des Films erhöhe die Gefährdung für Deutschland. Die Regierung in Den Haag distanzierte sich scharf von dem Film, den Wilders seit Monaten angekündigt hatte. Er bringt darin Terroraktionen muslimischer Extremisten in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Koran und ruft dazu auf, den Islam zu besiegen.

"Derartiges dient keinem anderen Zweck als den Hass anzustacheln", erklärte die derzeitige slowenische EU-Präsidentschaft. "Freie Meinungsäußerung gehört zu unseren Werten und Traditionen. Sie sollte jedoch im Geiste des Respekts vor der Religion und anderen Überzeugungen ausgeübt werden." Die EU unterstütze die Stellungnahme des niederländischen Ministerpräsidenten Jan Peter Balkenende, der die Veröffentlichung des Films bedauerte: "Wir sehen nicht, dass damit etwas anderes bezweckt wird als das Verletzen von Gefühlen", sagte er.

Wilders hatte seinen 15 Minuten langen Streifen mit dem arabischen Titel "Fitna" (Spaltung zwischen Gläubigen und Ungläubigen) am Donnerstagabend im Internet in einer niederländischen und einer englischsprachigen Fassung veröffentlicht. Im ersten Teil zitiert er Verse aus dem Koran über das Töten von Ungläubigen. Dies kombiniert er mit Bildern von den Anschlägen muslimischer Extremisten in New York und Madrid sowie mit Bildern von Hinrichtungen. Im zweiten Teil sind zahlreiche niederländische Zeitungsüberschriften über den angeblich immer stärker werdenden Einfluss des Islam in der Gesellschaft zu sehen. Schließlich fordert Wilders, so wie 1945 der Nationalsozialismus und 1989 der Kommunismus besiegt worden seien, müsse jetzt auch der Islam besiegt werden. Es handele sich um eine faschistische Ideologie zur Zerstörung der westlichen Zivilisation.

In Indonesien, dem Land mit der weltweit größten muslimischen Bevölkerung, kritisierte eine Sprecherin des Außenministeriums den Film als "irreführend und voller Rassismus". Ähnliche Äußerungen kamen auch aus dem Iran und aus Bangladesch. Auch mehrere niederländische Muslimorganisationen äußerten Kritik. Der Rat der Muslime klagte wegen Beleidigung dagegen. Die Staatsanwaltschaft will prüfen, ob der Film gegen Gesetze verstößt. Der dänische Karikaturist Kurt Westergaard will gerichtlich gegen Wilders vorgehen, weil dieser in dem Film eine seiner Mohammed-Karikaturen benutzt, die 2005 zu anti-dänischen Unruhen in islamischen Ländern führten. Bisher bleiben neue Ausschreitungen aus.

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