Pöttering betont Wichtigkeit der Menschenrechte - nicht nur beim Besuch in der “Alimaus“.

Hamburg. "Dienst am Menschen, dieses wird in Alimaus gelebt." Lobende Worte fand gestern Hans-Gert Pöttering für die Tagesstätte für mittellose Menschen am Hamburger Nobistor. Der Präsident des Europäischen Parlaments (EP) besuchte die Einrichtung des Hilfsvereins St. Ansgar und traf mit "Alimaus"-Leiterin Schwester Gerharda (72) eine alte Bekannte wieder.

"Danke, dass es hier Menschen gibt, die an Menschen denken und helfen", sagte Pöttering bei seinem Rundgang durch die gemütlichen Räume in dem finnischen Blockhaus. "Alimaus" vermittle den Bedüftigen Wärme und Zuneigung, das verdiene Anerkennung. "Politiker sollten außerdem immer daran denken, dass sie für alle Menschen da sein müssen, denn die Würde des Menschen ist unantastbar", so der 62 Jahre alte CDU-Politiker, der Hamburg als erster deutscher Großstadt einen offiziellen Besuch als EP-Präsident abstattete. Er kam auf Einladung des Hamburger Europa-Abgeordneten Georg Jarzembowski und des Senates.

Hans-Gert Pöttering (62) stammt aus dem niedersächsischen Bersenbrück bei Osnabrück und vertritt seit 1979 deutsche Interessen im EP. Von 1999 bis Anfang dieses Jahres war er Vorsitzender der Fraktion der Europäischen Volkspartei, seit Mitte Januar ist der promovierte Jurist Parlamentspräsident.

Rund 500 hilfsbedürftige Männer und Frauen kommen täglich in die "Alimaus". Das Haus hat einen Speiseraum mit 60 Plätzen, verfügt über Küche, Dusche, Toiletten, einen Verbandsraum und eine Kleiderkammer. Außerdem gibt es Bücher sowie Spiele und immer jemanden, der zuhört. Rund 200 Ehrenamtliche sowie Schwestern aus drei Ordensgemeinschaften halten die Einrichtung, die nur von Spenden lebt, am Laufen.

"Sagen Sie doch dem Bürgermeister, bitte, dass wir ihn hier auch sehr gerne einmal begrüßen möchten", gab Schwester Gerharda Pöttering zum Abschied mit auf den Weg. Und prompt gab der Europa-Politiker den Wunsch weiter, als ihn Hamburgs Regierungschef Ole von Beust (CDU) im Rathaus begrüßte. Dort trug Pöttering sich ins Goldene Buch der Hansestadt ein und sprach mit Bürgerschaftsabgeordneten. "Hamburg ist eine große traditionsreiche und weltoffene Hafenstadt, wo Wirtschaft und Forschung wichtige Rollen spielen", sagte Pöttering dem Abendblatt. "Und deshalb ist Hamburg auch ein gutes Beispiel für eine gelungene europäische Entwicklung. Hamburg ist wichtig für Europa, und Europa ist wichtig für Hamburg."

Vor voll besetztem Auditorium sprach Pöttering schließlich am Abend auf Einladung des Übersee-Clubs zum allumfassenden Thema "Die Europäische Perspektive - Werte, Politik, Wirtschaft und Umwelt". Die Europäische Union (EU) gründe sich auf Demokratie, sozialer Marktwirtschaft, Frieden und vor allem Achtung der Menschenwürde. Und da schloss sich für den europäischen Gast der Kreis von der "Alimaus" zur großen Politik.