Opus-Dei-Gründer Escriva half dem Papst, den Kommunismus zu besiegen. Aber er verteidigte auch Franco und Pinochet.

Rom. Papst Johannes Paul II. hat gestern vor mehr als 300 000 Menschen die Heiligsprechung des umstrittenen Ordensgründers von Opus Dei, Josemaria Escriva de Balaguer (1902 bis 1975), zelebriert. Noch nie waren so viele Menschen zu einer Heiligsprechung nach Rom gekommen. Der 82 Jahre alte polnische Papst trug eine alte Schuld ab: Opus Dei finanzierte lange die Gewerkschaft Solidarnosc und trug dazu bei, das kommunistische Regime in Karol Wojtilas Heimat Polen zu besiegen. Bis zum Staatsstreich von General Wojciech Jaruzelski im Dezember 1981 in Polen hatten die Vertreter des 1928 gegründeten Ordens Opus Dei im Vatikan schlechte Karten. Josemaria Escriva waren einige schwer verzeihliche Fehler unterlaufen. Er hatte das Gemetzel Augusto Pinochets in Chile während einer Konferenz im Jahr 1974 als "nötiges Blutvergießen" gerechtfertigt, und er machte sein Leben lang aus seiner Bewunderung für den spanischen Diktator Franco keinen Hehl. Doch als Jaruzelski das Kriegsrecht ausrief und die Gewerkschaft Solidarnosc verbot, scherte sich Papst Johannes Paul II. wenig um die Korrektheit Escrivas. Er brauchte einen verlässlichen Alliierten im Kampf gegen den Kommunismus. Die Strategen von Opus Dei erkannten sofort, dass es unumgänglich war, die Streikenden der Lenin-Werft in Danzig und ihre Sympathisanten mit Geld zu versorgen, um den Widerstand aufrechtzuerhalten. Geld besitzt der Orden ausreichend. Schwerreiche Mitglieder gründeten Universitäten und Schulen, kauften riesige Ländereien - als der Papst um Hilfe für Polen bat, brauchten sie nur in die gut gefüllten Kassen zu greifen. Wie viel Geld Opus Dei genau nach Polen schmuggelte, wurde nie bekannt. Sicher ist, dass bereits im Jahr 1982 der Papst Opus Dei dankbar einen kirchlichen Sonderstatus gab, die Personalprälatur. Das heißt, dass die heute etwa 82 000 Mitglieder sich den Bischöfen in ihren Diözesen entziehen können. Vor allem die alten Orden, Franziskaner und Jesuiten, sahen den Aufstieg von Opus Dei mit Argwohn. Doch der Papst war dem Orden zutiefst dankbar: Als Lech Walesa die Niederlage des kommunistischen Regimes besiegelte, dankte er auch ausdrücklich Opus Dei. Viele Mitglieder von Solidarnosc waren zur Heiligsprechung auf dem Petersplatz. Die gnadenlose innere Disziplin, die absolute Verschwiegenheit sorgten dafür, dass der Orden sich den Ruf eines Geheimbundes einhandelte, was nicht ganz falsch ist. Sogar das italienische Parlament untersuchte seine geheime Struktur wegen des Verdachts, der Orden wolle Teile der italienischen Gesellschaft unterwandern. Doch das war gestern nicht Thema auf dem Petersplatz. Der Papst befürwortete die Lehren von Opus Dei, weil sie nach seiner Überzeugung den Glauben in den Alltag bringen und zu religiöser Intensität anregen.