Spanien schickt nach dem dritten Massenansturm afrikanischer Flüchtlinge auf zwei spanische Exklaven in Marokko binnen drei Tagen jetzt Soldaten in die Gebiete.

MADRID. Sie sollen die überforderte Küstenwache verstärken. Ausschlag für die Truppenentsendung gab ein Blitzansturm von mindestens 700 Menschen auf Ceuta, bei dem in der Nacht zu gestern fünf Afrikaner ums Leben kamen.

Einer der Männer blieb im Zaun hängen, der Ceuta umgibt, ein anderer wurde nach Angaben des spanischen Innenministeriums vermutlich totgetrampelt. Drei weitere Tote fand die Küstenwache später auf der marokkanischen Seite der Grenzanlage. Mindestens 50 Afrikaner verletzten sich bei ihrem verzweifelten Versuch, auf spanisches Territorium zu gelangen.

Zwei der fünf Toten wiesen nach einer Meldung der spanischen Nachrichtenagentur Efe Schußwunden auf. Die Herkunft der Schüsse war zunächst unklar. Ermittler gingen davon aus, daß die Flüchtlinge von der marokkanischen Seite des Grenzzauns aus beschossen worden seien, berichtete die Agentur.

Der Aktion in der Nacht waren zwei ähnliche Fluchtversuche von jeweils mehreren hundert Personen in die Exklave Melilla vorausgegangen, bei denen in den Nächten zuvor mindestens 40 Personen zum Teil lebensgefährlich verletzt worden waren.

Die EU-Kommission in Brüssel bedauerte die Vorfälle. "Es ist eine Tragödie", sagte Sprecherin Francoise Le Bail. Die Entwicklung zeige, daß die EU eine gemeinsame Einwanderungspolitik brauche. Erforderlich sei auch, den Dialog mit Drittstaaten zu intensivieren.

Spanien und Marokko gaben nach einem Gipfeltreffen ihrer Regierungschefs eine Verstärkung der Sicherheitskräfte auf beiden Seiten der Grenzen bekannt. Der spanische Ministerpräsident Josee Luis Rodríiguez Zapatero ordnete an, daß 480 Militärs die Polizei bei der Sicherung der Grenzen unterstützen sollen. Marokko kündigte an, daß 1600 zusätzliche Beamte an die Grenzen zu den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla abkommandiert werden.

Mehr als 150 Afrikaner waren tatsächlich nach Ceuta gelangt. Etwa 100 von ihnen mußten dort wegen Schnittverletzungen, die sie sich am Stacheldraht des Grenzzauns zugezogen hatten, und wegen Prellungen in Krankenhäusern behandelt werden. In Melilla, der zweiten spanischen Exklave an der Nordküste Afrikas, hatte es seit August mehrere Massenanstürme von Afrikanern auf die Grenze gegeben. Dabei waren drei Flüchtlinge ums Leben gekommen.