Aus Protest gegen den Irak-Kurs von Premierminister Tony Blair ist der frühere britische Außenminister Robin Cook zurückgetreten. Cook war Unterhausführer im britischen Kabinett. "Ich kann die kollektive Verantwortung für die Entscheidung nicht akzeptieren, Großbritannien zum militärischen Vorgehen im Irak ohne internationale Vereinbarung und heimische Unterstützung zu verpflichten", schrieb Cook in seiner Rücktrittserklärung. "Es ist nicht unser Fehler, dass die Versuche gescheitert sind", schrieb Cook, dessen Amt als Unterhausführer ein wichtiger Posten in der britischen Kabinettshierarchie darstellt. Auch Entwicklungsministerin Clare Short hat ihren Rücktritt angekündigt, wenn Großbritannien sich an einem Krieg gegen den Irak ohne UNO-Mandat beteiligt. Für den Fall werden auch weitere Rücktritte von Kabinettsmitgliedern erwartet. Deutschland, Frankreich und Russland wollen ungeachtet des Abzugs der Inspekteure morgen ihre Außenminister nach New York zur UNO entsenden. Der deutsche UNO-Botschafter Gunter Pleuger sagte gestern nach der Krisensitzung des Sicherheitsrates, die Gegner eines Irak-Krieges wollten jede noch verbliebene Chance für eine friedliche Lösung des Konflikts nutzen. Dies betonte gestern auch Bundeskanzler Gerhard Schröder. Der hatte wegen der Zuspitzung der Lage seine Termine in Berlin abgesagt. Zu der bevorstehenden Reise von Außenminister Joschka Fischer sagte der Kanzler, die Mission hänge von der weiteren Entwicklung ab. Schröder äußerte "erhebliche Zweifel" daran, ob eine friedliche Entwaffnung des Iraks überhaupt noch möglich ist. Die Hoffnung wolle er aber nicht aufgeben. Auch Fischer sah die Chancen für eine friedliche Lösung schwinden. Dennoch fordert er: "Wir müssen bis zum letzten Augenblick alles versuchen." Verteidigungsminister Peter Struck schloss einen Beginn des Krieges noch in dieser Woche nicht mehr aus. Die von Deutschland den US-Waffeninspekteuren angebotene Drohne "Luna" zur Luftaufklärung sei schon nicht mehr angefordert worden. Die Unionsfraktionsvorsitzende Angela Merkel bedauerte die Zuspitzung im Irak-Konflikt. Vor der Ansprache von US-Präsident George W. Bush sagte sie gestern Abend vor der Fraktionssitzung, dass sich dennoch derzeit jede Spekulation verbiete. Es müsse jede Chance zur friedlichen Entwaffnung Saddam Husseins genutzt werden. Europa müsse dabei zusammenstehen, die Bundesregierung habe dabei eine besondere Verpflichtung. Harte Protestworte kamen aus dem Vatikan. Dort wurde eine Militärintervention im Irak erneut scharf verurteilt. Krieg sei ein "Verbrechen gegen den Frieden" und "schreie vor Gott nach Rache", sagte der Vorsitzende des Rats für Gerechtigkeit und Frieden beim Heiligen Stuhl, Erzbischof Renato Raffaele Martino, am Montag dem Sender Radio Vaticano. Krieg sei in höchstem Maße ungerecht und unmoralisch. Die Kirche verurteile den Akt des Krieges, weil vor allem die Zivilbevölkerung unter den Folgen zu leiden habe. Martino, ehemaliger Botschafter des Vatikans bei den Vereinten Nationen, verurteilte energisch die Absicht der US-Regierung und ihrer Verbündeten, Irak gewaltsam zu entwaffen. Erst am Sonntag hatte Papst Johannes Paul II. die Befürworter eines Irak-Krieges mit eindringlichen Worten zu einem Kurswechsel gedrängt. Der Vatikan drängt auf eine Rede des Papstes vor der UNO, um den Krieg noch aufzuhalten.