Deutschland und Frankreich fordern weitere Inspektionen, elf europäische Staaten sind zum Krieg bereit. Berlin/New York

Bundeskanzler Gerhard Schröder wollte sich nicht zu der Rede des US-Außenministers Colin Powell vor dem UNO-Sicherheitsrat äußern. Das überließ er seinem Vizekanzler und Außenminister Joschka Fischer in New York. Dieser sprach sich erneut für die Fortsetzung der UNO-Waffeninspektionen aus. Der Erfolg der Inspektionen hänge ganz entscheidend von der Kooperation der irakischen Führung ab, sagte Fischer. Er verwies auf die Rede des französischen Außenministers Dominique de Villepin, der sich für eine Stärkung der Inspektionen angesichts der mangelnden Kooperation des Irak ausgesprochen hatte. Auf die Frage, wie er die Rede Powells beurteile, sagte Fischer: "Ich bin kein Experte." Diese müssten das Material sichten. Der Irak wies alle Vorwürfe als "vollkommen falsch" zurück. Dessen UNO-Botschafter Mohamed el Douri sagte, Bagdad sei bereit zu einer aktiveren Kooperation mit den UNO-Inspekteuren. Der Irak werde später detailliert auf die Vorwürfe antworten. El Douri erklärte weiter, der Irak habe keine Verbindungen zu der Terrororganisation Al Kaida. Ebenso falsch sei die Behauptung, sein Land unterhalte mobile Biowaffen-Labors. Frankreichs Premierminister Jean-Pierre Raffarin und der bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sprachen sich in München dafür aus, die Waffeninspektionen im Irak auszuweiten und den Druck auf Saddam Hussein aufrecht zu erhalten. Die CDU-Außenpolitiker Wolfgang Schäuble und Volker Rühe erklärten, die Äußerungen Powells hätten sie überzeugt. "Der Bericht hat bewiesen, dass Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen besitzt und weiter entwickelt", sagte Schäuble im bayerischen Wildbad Kreuth. Der außenpolitische Sprecher der Grünen, Ludger Volmer, sagte dagegen, es gebe keinen Grund, den bisherigen Kurs der UNO zu ändern. "Beeindruckend und beängstigend zugleich" nannte FDP-Fraktionschef Wolfgang Gerhardt die Ansprache Powells. Es sei höchst zweifelhaft, ob die Bundesregierung ihre Position durchhalten könne, wenn sie sich nicht international komplett isolieren wolle. Die Reaktion der einzelnen Staaten liefen umgehend in Washington ein. Spanien sah im US-Material über irakische Waffenprogramme einen klaren Beweis dafür, dass Bagdad den Resolutionen des Weltsicherheitsrates zuwiderhandelt. Dem dürfe die internationale Gemeinschaft nicht tatenlos zusehen, sagte Spaniens Außenministerin Ana Palacio. Dagegen warnte ihr pakistanischer Amtskollege Mian Khursheed Mehmood Kasuri vor einem neuen Irak-Krieg. Zuvor hatte auch Mexiko für weitere Inspektionen plädiert, während sich Bulgarien auf die Seite der USA stellte. Zehn Staaten aus Ost- und Südost-Europa erklärten sich mit den USA solidarisch und versprachen ihren Beitrag zu einer internationalen Koalition zur Entwaffnung Bagdads. Unterzeichner waren Albanien, Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Mazedonien, Rumänien, Slowakei und Slowenien.