Washington. Leitet den Betrugsprozess gegen den Ex-Präsidenten: Richter Merchan ist mit Trumps Vorgehen vertraut – er hat ihn schon mal verurteilt.

Richter Juan Merchan kann auf das verweisen, was sie in den USA eine Bilderbuch-Laufbahn nennen – oder die Personifizierung des amerikanischen Traums. Der 62-Jährige, bei dem ab Montag im Schweigegeld-Prozess um Donald Trump alle Fäden zusammenlaufen, kam im Alter von sechs Jahren aus Kolumbien in die Vereinigten Staaten. Er war in seiner in ärmlichen Verhältnissen im New Yorker Stadtteil Jackson Heights gestarteten Familie das jüngste von sechs Kindern. Mit neun verdiente er sich sein erstes Geld.

Er schaffte es an die Universität. Wirtschaftswissenschaften. Das war aber nichts. Zumal durch einen Nebenjob als Nachtwächter in einem Hotel die Noten in den Keller gingen. Merchan, der verheiratetet ist (seine Frau Lauren ist ebenfalls Richterin) und eine Tochter (Loren) hat, sattelte auf Jura um.

Merchan ist mit dem Trump-Orbit schon lange vertraut

Nach dem Abschluss arbeitete er bis Anfang der 2000er Jahre als Staatsanwalt in New York. Der frühere Bürgermeister Michael Bloomberg berief ihn zum Richter. Am sogenannten New York County Supreme Court sitzt er seit 2009.

Das Trump-Orbit ist dem grauhaarigen Mann, der im Gerichtssaal mit einer natürlichen, besonnenen Autorität agiert, bestens vertraut. 2022 leitete er das Verfahren, in dem Trumps Immobilienimperium wegen Steuerbetrugs zu einer Geldstrafe von 1,6 Millionen Dollar verurteilt worden war.

Merchan ist seitdem Zielscheibe übelster Anfeindungen Trumps. Merchan „hasst mich”, sagt Trump ohne Unterlass und wirft dem Juristen vor, ein politischer Handlanger der Demokraten zu sein.

Trump hetzt – und bekommt einen Maulkorb

Die Verbal-Attacken ließ Merchan bisher mit dosierter Gegenwehr beantworten. Nachdem er Trump vor zwei Jahren noch höflich bat: „Bitte unterlassen Sie Äußerungen, die Gewalt verherrlichen, Unruhe stiften und die Sicherheit gefährden”, ging Merchan zuletzt dazu über, mit „Maulkorb”-Verfügungen (gag order) zu arbeiten. Sie sollen Trump unter Strafandrohung dazu zwingen, seine Sprache zu mäßigen, die bekanntlich unter Anhängern (Siehe den Sturm auf Kapitol) Gewalt auslösen kann.

Auch interessant

Im Prozess ab Montag, daran besteht für Beobachter kein Zweifel, wird Trump „alles unternehmen, um Richter Merchan aus der Balance zu bringen und zu provozieren.”

Delikat am Rande: Juan Merchan hat auch mit einem guten Bekannten Trumps beruflich zu tun. Dessen

ehemaliger Chef-Ideologe Steve Bannon

weitere Videos

    hatte vor Jahren Spendengelder für den Bau einer Grenzmauer zu Mexiko für persönliche Dinge verprasst. Merchan will demnächst das Urteil sprechen.