Berlin. Bei einer Wahlkampfveranstaltung gibt Donald Trump einmal mehr das Opfer – und sucht die Nähe zu einer vernachlässigten Wählerschaft.

Eine Überraschung war es nicht: Mit großem Vorsprung hat Donald Trump die republikanischen Vorwahlen auch in South Carolina für sich entschieden. Seine Herausforderin Nikki Haley kann selbst in ihrem Heimat-Bundesstaat nicht überzeugen. Ex-Präsident Trump ist also auf Kurs: Schon im März könnte der 77-Jährige die erforderliche Zahl der Delegierten hinter sich vereinen, um bei einem Nominierungsparteitag offiziell zum Herausforderer von Amtsinhaber Joe Biden gekürt zu werden.

Bemerkenswerter als Trumps Sieg bei den Vorwahlen erweisen sich indes Szenen, die sich vor dem Urnengang ereignen: Am Abend vor der Vorwahl spricht Trump bei einer Spendengala zu einem Publikum aus mehrheitlich Schwarzen Republikanern in Columbia. Rund ein Viertel der Bevölkerung des Bundesstaats ist Schwarz, wesentlich mehr als im Rest des Landes. Vor diesem Publikum geriert sich Trump einmal mehr als Opfer einer Verschwörung – in diesem Fall aber, um sich bei afroamerikanischen Wählerinnen und Wählern anzubiedern.

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Donald Trump fühlt sich diskriminiert – „Deswegen mögen mich die Schwarzen“

„Viele Leute sagen, dass die Schwarzen mich deshalb mögen, weil sie so sehr diskriminiert wurden“, versucht Trump, Anknüpfungspunkte zu finden. Dann macht er einen Vergleich, den unter anderem der Präsident der Bürgerrechtsorganisation NAACP später als rassistisch verurteilt: Er sei ebenfalls Diskriminierung im Justizsystem ausgesetzt, sagt Trump, wegen der Strafverfahren, die gegen ihn laufen.

„Die größten Verbrechen in der Geschichte unseres Landes wurden durch ein korruptes System verursacht, das versucht, andere zu unterwerfen und ihnen ihre Freiheit und ihre Rechte zu nehmen“, fährt Trump fort. „Ich glaube, aus diesem Grund sind Schwarze so sehr auf meiner Seite – weil sie sehen, dass das, was ihnen passiert, auch mir passiert.“ Gerade unter der Schwarzen Bevölkerung seien T-Shirts mit Polizeifoto des Ex-Präsidenten – dem berüchtigten „mugshot“ so populär. Das Publikum klatscht zustimmend.

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Trumps Hinwendung zur Schwarzen Wählerschaft mag wahltaktischer Natur sein. Um auch in den umkämpften Swing States bei einem möglichen Duell gegen Joe Biden im November zu bestehen, kann die ein oder andere Stimme von oftmals den Demokraten zugeneigten Schwarzen Wählern nicht schaden.

Glaubwürdig ist Trumps Entdeckung dieser Wählerstimmen indes kaum. Schon in seiner Anfangsphase als Immobilienmogul soll er sich durch rassistische Geschäftspraktiken Vorteile verschafft haben. Seinem Amtsvorgänger Barack Obama warf er vor, kein echter Amerikaner zu sein. Und als US-Präsident bezeichnete er afrikanische Länder als „shithole countries“.