Gaza. Der Anführer der Hamas in Gaza soll erstmals seit Kriegsbeginn in einem Video zu sehen sein. Er gilt als Drahtzieher des Massakers.
Jihia al-Sinwar wird in Israel häufig mit Osama bin Laden verglichen. So gilt al-Sinwar als der Drahtzieher des Massakers vom 7. Oktober, „Israels 11. September“, bei dem Hamas-Kämpfer nach Israel eindrangen und rund 1200 Menschen ermordeten. Al Sinwar, der Anführer der Hamas im Gazastreifen, ist seitdem einer der meistgesuchten Männer in Palästina und Israel. Trotz enormen Anstrengungen gelang es Israels Armee bisher nicht, ihn aufzuspüren. Doch nun soll es Bilder von dem Hamas-Chef geben – zum ersten Mal seit Kriegsbeginn.
Das israelische Militär veröffentlichte ein Video, das al-Sinwar und einige seiner Angehörigen zeigen soll. Armeesprecher Daniel Hagari sagte am Dienstagabend, das Video sei am 10. Oktober aufgenommen worden. Es stamme aus einer Überwachungskamera in einem Tunnel unter der Stadt Chan Junis im südlichen Gazastreifen.
- Nahost-Konflikt: Wegen Rafah: USA stoppen Waffenlieferungen an Israel
- Grenzübergang: Hamas stimmt Feuerpause zu – Israel übernimmt Rafah-Übergang
- Strafgerichtshof: Israel: Netanjahu befürchtet wohl Haftbefehl aus Den Haag
- In New York: Gaza-Protest eskaliert – Polizei stürmt besetzte Elite-Uni
Israel: Video zeigt Hamas-Chef al-Sinwar im Süden des Gazastreifens
Auf der kurzen Aufnahme ist ein Mann von hinten zu sehen, der den von der Kamera erfassten Tunnelabschnitt durchschreitet und dessen Silhouette der von al-Sinwar ähnelt. Nach Darstellung des Militärs soll es sich bei den weiteren zu sehenden Personen um seine Frau und Kinder handeln. Die einzige Person, die von vorn zu sehen ist, soll al-Sinwars Bruder Ibrahim sein. Die Echtheit des Videos ließ sich zunächst nicht unabhängig bestätigen.
Der Gaza-Krieg hatte am 7. Oktober begonnen, als von Al-Sinwar befehligte Terrorkommandos der islamistischen Hamas und verbündeter extremistischer Gruppen den Süden Israels überfielen. Hunderte Zivilisten starben, 250 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Chan Junis im Süden des Gazastreifens galt als Hochburg der Hamas. Die israelischen Streitkräfte sind dort seit mehreren Wochen im Einsatz und haben nach eigener Darstellung die dort aktiven Milizverbände der Hamas weitgehend zerschlagen. Wo sich der Hamas-Kriegsherr und sein Führungsstab heute aufhalten, ist unbekannt. „Die Jagd nach al-Sinwar wird nicht enden, bis wir ihn fassen, tot oder lebendig“, sagte Hagari.
Lesen Sie auch: Gaza – Jetzt droht dem Flüchtlingswerk UNRWA der Kollaps
Anführer der Hamas wurde als „Schlächter von Chan Junis“ bekannt
Al-Sinwar, ein drahtiger, bärtiger Mann mit kurz geschorenem weißen Haar und tief liegenden Augen unter buschigen dunklen Brauen, gehört zur Gründergeneration der Hamas. In den Anfangsjahren der islamistischen Bewegung war er für den Kampf gegen mutmaßliche Kollaborateure mit Israel in den eigenen Reihen zuständig. Dabei ging er so brutal vor, dass er als „Schlächter von Chan Junis“ bekannt wurde.
Wegen des Mordes an vier mutmaßlichen Kollaborateuren und zwei israelischen Soldaten verbrachte er mehr als zwei Jahrzehnte in israelischer Haft. Die nutzte er, um Hebräisch zu lernen und den Feind zu studieren.2011 kam Sinwar frei – als einer von mehr als 1000 palästinensischen Häftlingen im Austausch für den israelischen Soldaten Gilad Schalit.
- Teheran: Hunderte Deutsche im Iran: Wie ihre Fluchtstrategie aussieht
- Nahost: Einfach erklärt – Wie Gaza zum Brennpunkt wurde
- Raketenabwehr: Iron Dome: So effektiv ist Israels Schutzschild
- Erzfeinde:Woher der Hass zwischenIsrael und Iran kommt
- Sicherheit: Krieg in Nahost: Wie stehen Israel und die Nato zueinander?
dpa/os