Berlin. Retter sollen die Journalistin Föderl-Schmid unter einer Brücke gefunden haben. Sie sei stark unterkühlt in eine Klinik gebracht worden

Alexandra Föderl-Schmid ist am Leben. Laut der „Passauer Neuen Presse“ soll die vermisste Vizechefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“ lebend unter einer Brücke am Inn gefunden worden sein. Sie sei unterkühlt gewesen und in ein Krankenhaus in Österreich gebracht worden. Seit Donnerstag war in dem Fluss nach der Journalistin gesucht worden, die Polizei befürchtete einen Suizid.

Die österreichische Landespolizeidirektion bestätigte auf Nachfrage unserer Redaktion, dass die 53 Jahre alte Frau lebend unter der Inn-Brücke in Braunau gefunden wurde. Ein Polizist hatte sie entdeckt.

Wie die „Passauer Neue Presse“ weiter berichtet, sollen Passanten in Braunau (Österreich) am Donnerstag eine weibliche Person im nur rund sechs Grad kalten Inn gesehen haben. In der Nähe seien kurze Zeit später Föderl-Schmids Auto und laut Polizei ein „Abschiedsbrief“ gefunden worden. An der Suchaktion waren zeitweise über 100 Einsatzkräfte mit einem Dutzend Booten beteiligt.

Nach Bekanntwerden der Nachricht, dass die Journalistin lebt, zeigten sich viele Kolleginnen und Kollegen erleichtert. „Gottseidank“, schreibt die ZDF-Journalistin Nicole Diekmann auf der Plattform X. „Ein Glück“, postet TV-Moderatorin Anne Will.

SZ-Chefin am Leben: Branchen-Kollegen zeigen sich erleichtert

In den Stunden davor hatten viele Weggefährten von Föderl-Schmid noch gebangt – und mit dem Schlimmsten gerechnet. „Ich habe Alexandra Föderl-Schmid 1985 kennengelernt“, schreibt der österreichische Journalist Armin Wolf, „und bin seit Stunden nur mehr traurig und fassungslos. Ich habe in meinem Leben wenige derart integre Menschen getroffen.“

Was war in den Tagen zuvor passiert? Föderl-Schmid war zunehmend in die Kritik geraten. Im Fokus standen dabei ihr Umgang mit Quellen in journalistischen Texten sowie Plagiatsvorwürfe in Bezug auf ihre Doktorarbeit. Bezahlt hatte das Plagiatsgutachten das umstrittene Nachrichtenportal „Nius“ unter der Leitung von Ex-„Bild“-Chef Julian Reichelt. Prüfer der Dissertation ist der bekannte „Plagiatsjäger“ Stefan Weber aus Österreich. Er bekam nach Informationen unserer Redaktion einen niedrigen vierstelligen Betrag von dem Reichelt-Portal für den Auftrag. Zwar postete Weber erste mutmaßlich umstrittene Plagiatspassagen auf seinem Internet-Blog, doch die Prüfung der Doktorarbeit habe noch am Anfang gestanden, sagt Weber. Das Portal „Nius“ berichtete dennoch bereits und titelte vom „Plagiats-Skandal“.

Süddeutsche Zeitung ließ Vorwürfe prüfen

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte Föderl-Schmid nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ selbst die Universität Salzburg gebeten, ihre Dissertation auf Hinweise für Fehlverhalten zu überprüfen, aus dem Tagesgeschäft der „SZ“ zog sie sich zurück.

Untersuchungen hat die Berichterstattung auch bei der „Süddeutschen“ selbst ausgelöst. Am Mittwoch teilte die Zeitung mit, dass der frühere „Spiegel“-Chefredakteur Steffen Klusmann mit einem kleinen Team die Vorwürfe gegen Föderl-Schmid aufklären soll. Die „Süddeutsche“ schrieb, dass nach dem Willen der Chefredaktion geprüft werden soll, ob die Journalistin „beim Verfassen von Texten unsauber mit Quellen umgegangen ist und dadurch journalistische Standards verletzt hat“. Dies sei der Vorwurf mehrerer Medien gewesen.

Anmerkung der Redaktion

Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Suizidgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen.

Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.