Washington/Charleston. Beim Auftakt der Demokraten in South Carolina kommt der Amtsinhaber auf über 95 Prozent der Stimmen. Konkurrenz chancenlos.

Der offizielle Auftakt in den Vorwahl-Marathon der Demokraten vor dem Urnengang zum Weißen Haus am 5. November begann für Amtsinhaber Joe Biden in South Carolina mit einem Honecker‘schen Ergebnis.

Der 81-jährige US-Präsident kam am Samstag bei entschieden geringerer Wahlbeteiligung als in Vorjahren auf über 95 Prozent der Stimmen. Er hat damit die ersten 55 Delegierten-Stimmen für den Nominierungs-Parteitag im August in Chicago sicher.

Seine einzigen Herausforderer – Marianne Williamson, eine Buchautorin, und Dean Phillips, ein Kongress-Abgeordneter – konnten zwischen Greenville und Charleston zusammengerechnet nicht mehr als drei Prozent der Wählerinnen und Wähler hinter sich bringen.

Biden zur Präsidentschaftswahl: „Donald Trump wieder zu einem Verlierer machen.“

Biden, der in den vergangenen Wochen mehrfach im Süd-Bundesstaat Wahlkampf gemacht hatte, bedankte sich während einer Dienstreise im kalifornischen Los Angeles bei den Bürgern im Palmetto-State. „Im Jahr 2020 waren es die Wähler von South Carolina, die die Experten eines Besseren belehrten, unserer Kampagne neues Leben einhauchten und uns auf den Weg zum Sieg der Präsidentschaft brachten. Jetzt, im Jahr 2024, haben die Menschen in South Carolina erneut das Wort ergriffen, und uns auf den Weg gebracht, die Präsidentschaft erneut zu gewinnen – und Donald Trump wieder zu einem Verlierer zu machen.“

Der mutmaßliche Herausforderer bei der Wahl am 5. November muss sich in South Carolina am 24. Februar in der republikanischen Vorwahl der Konkurrenz von Ex-Gouverneurin Nikki Haley stellen. Trump liegt in Umfragen derzeit mit 26 Prozentpunkten vorn.

Biden kam auf über 125.000 Stimmen – Vor vier Jahren hatte er doppelt so viel

Bidens haushoher Sieg war von den großen TV-Sendern bereits eine halbe Stunde nach Schließung der Wahllokale prognostiziert worden. Der Präsident erhofft sich von dem ungefährdeten Sieg Impulse für die kommenden Vorwahlen. Ob seine Rechnung vor allem bei afro-amerikanischen Wählern aufgegangen ist, die 2020 für ihn eine wahlentscheidende Hilfe waren, war zunächst nicht klar.

Aus Enttäuschung über die Arbeit des Präsidenten hatte in Umfragen vor der Wahl viele Schwarze in South Carolina erklärt, dass sie sich nicht mehr richtig für den 81-Jährigen erwärmen können.

Nachwahl-Untersuchungen werden in den nächsten Tagen ein präzises Bild über das Verhalten schwarzer Wähler in South Carolina ergeben.  Viele waren zuletzt unzufrieden mit Joe Biden.
Nachwahl-Untersuchungen werden in den nächsten Tagen ein präzises Bild über das Verhalten schwarzer Wähler in South Carolina ergeben. Viele waren zuletzt unzufrieden mit Joe Biden. © AFP | JIM WATSON

Die Kritik spiegelte sich nur bedingt im Wahlergebnis wider. Biden kam auf über 125.000 Stimmen, seine beiden Wettbewerber zusammen auf rund 5000. Der Mangel an echter Konkurrenz/Auswahl erklärt die geringe Wahlbeteiligung. Zum Vergleich: 2020 bekam Biden fast die Hälfte der abgegebenen 540.000 Stimmen. Damals waren sieben Demokraten im Rennen. Insgesamt sind in South Carolina 3,4 Millionen Wähler registriert.

Für die Partei gehen die Vorwahlen am Dienstag im Bundesstaat Nevada weiter. Nach „Super Tuesday“ (5. März), wenn 15 Bundesstaaten parallel wählen, wird erwartet, dass Joe Biden bereits den Löwenanteil der zur Nominierung nötigen Delegiertenstimmen beisammen hat.