San Francisco/Berlin. Es ist Wahlkampf in den USA und die Blicke richten sich gespannt auf Iowa. Was macht den 3,1 Millionen-Einwohner-Staat so wichtig?

In den USA richten sich die Blicke der politischen Beobachter jetzt auf den US-Bundesstaat Iowa. Dort, im Mittleren Westen, in dem weniger als ein Prozent der US-Bevölkerung lebt, fällt am 15. Januar die erste wichtige Entscheidung des Wahljahrs 2024.

Traditionell beginnen die Vorwahlen, bei denen die Präsidentschaftskandidaten der beiden großen Parteien ausgewählt werden, in Iowa. Dort starten in diesem Jahr die Republikaner in die Vorwahl-Saison – bei den Demokraten fällt die erste Entscheidung erst eine Woche später in New Hampshire.

Lesen Sie hier: Was sind Vorwahlen? Einfach erklärt

Caucus in Iowa: Besondere Form der Abstimmung

Der Bundesstaat Iowa markiert seit den 1970er Jahren den Beginn in das wohl wichtigste politische Rennen der Welt. Die Vorwahlen in Iowa werden in der traditionellen Form des Caucus abgehalten. Anders als bei anderen Wahlen sind es in Iowa die Republikaner und die Demokraten selbst, die die Caucuses organisieren und durchführen – nicht etwa die Regierung des Bundesstaates.

Beim Caucus handelt es sich um eine besondere Versammlungsform, bei der sich die Parteimitglieder in Schulen, Sporthallen, Kirchen oder auch in Privatwohnungen treffen, sich bei Bezirks-Parteimitgliedern melden und über die zur Abstimmung stehenden Kandidaten diskutieren. In Iowa finden die Caucuses in diesem Jahr an mehr als 1600 Orten statt.

Wer nicht vor Ort teilnehmen kann, hat Pech gehabt – die Republikaner bieten keine Wahl-Option per Post oder in einem Online-Verfahren an. Generell gilt: Nur registrierte Parteimitglieder der Republikaner dürfen teilnehmen, man muss zum Stichtag der Präsidentschaftswahlen am 5. November 18 Jahre alt sein. Wer noch nicht Parteimitglied ist, kann dies den Parteiregeln zufolge noch spontan vor Ort ändern. Die Versammlungen beginnen um 19 Uhr Ortszeit.

Iowa: So läuft der Caucus ab

Die Anwesenden wählen zunächst einen Vorsitzenden und einen Beisitzer für die Vorwahl. Dann sprechen Unterstützer der jeweiligen Kandidaten und halten Reden, in denen sie darlegen, warum die Anwesenden ihre Stimme für den Kandidaten oder die Kandidatin abgeben sollten. Anschließend wird geheim per Stimmzettel gewählt.

Nach der Stimmabgabe zählen Parteimitarbeiter des jeweiligen Bezirks die Stimmen zusammen und melden das Ergebnis an die Parteiführung auf Bundesstaat-Ebene. In der Regel gibt es die Ergebnisse innerhalb weniger Stunden.

Wer in Iowa gewinnt, dem sind Ruhm und mediale Aufmerksamkeit sicher. Und damit: Spendengelder. Am Beispiel der Demokraten wird das deutlich: Seit dem Jahr 2000 hat jeder Kandidat für die Präsidentschaft, der in Iowa das Ticket lösen konnte, am Ende auch die Nominierung seiner Partei für die Wahl erhalten. Barack Obama etwa gewann 2008 in Iowa – überholte am Ende die Konkurrentin Hillary Clinton und gewann – nicht nur die Nominierung, sondern gleich die Wahl.

Republikaner geben Unsummen für den Wahlkampf in Iowa aus

Wie wichtig der Bundesstaat ist, zeigt auch, wie viel Geld die Republikaner – bei denen die vergangenen drei Nominierten zuerst in Iowa gewannen – dieses Jahr schon in den Wahlkampf im dünn besiedelten „Hawkeye State“ gesteckt haben: Mehr als 100 Millionen US-Dollar gingen die Medienmaschine vor Ort, von 258 Millionen, die die Partei landesweit ausgegeben hat.

Ohnehin sind es die Republikaner, auf denen 2024 ein besonderes Augenmerk liegt. Bei den Demokraten gilt Amtsinhaber Joe Biden als gesetzt, keiner der derzeitigen Bewerber kann ihm ernsthaft Konkurrenz machen.

Iowa: Das ist diesmal bei den Demokraten anders

Die Demokraten haben sich 2024 für ein anderes Verfahren in Iowa entschieden. Es wird keinen persönlichen Beliebtheitstest geben. Stattdessen hat die Partei festgelegt, die Vorwahlen in dem Bundesstaat per Briefwahl durchzuführen. Auf den Stimmzetteln stehen Joe Biden, Dean Phillips aus Minnesota, die Lehrerin und Unternehmerin Marianne Williamson aus Texas sowie ein Kästchen für „unentschieden“.

Anders ist es bei den Republikanern. Zwar liegt mit Donald Trump dort ebenfalls ein Kandidat deutlich vorne. Doch der ist umstritten wie kein Präsident und Präsidentschaftskandidat vor ihm. Nichts bei ihm ist sicher. Und er hat ehrgeizige Herausforderer: Nikki Haley und Ron DeSantis – die sich im Wahlkampf derzeit gegenseitig zerfleischen, statt gegen den scheinbar uneinholbaren Trump zu kämpfen – dürften sich zarte Chancen ausmalen. Sehr zarte.

Die Entscheidung in Iowa bildet den Ausgangspunkt für den weiteren republikanischen Wahlkampf: Der Gewinner – mutmaßlich Trump – bekommt Rückenwind und kann seine Position stärken. Die anderen Kandidaten kämpfen noch verbissener, um aufzuholen. Mitunter kann es auch vorkommen, dass nach der Vorwahl in Iowa erste von ihnen das Handtuch werfen. Lesen Sie hier mehr dazu, was Trump in Iowa eventuell noch stoppen könnte.

Caucus in Iowa: Diese Republikaner verloren hier und wurden dennoch Präsident

Auch wenn Iowa seit 1972 als Testballon für den restlichen Verlauf des Präsidentschaftsrennens gilt, gibt es dennoch keine Garantie dafür, dass ein Sieg in dem Bundesstaat auch einen Durchmarsch bedeutet – weder für die anderen Vorwahlen noch für die Wahl Anfang November. Diese Republikaner verloren in Iowa und wurden dennoch Präsidenten:

  • Ronald Reagan (1980)
  • George H.W. Bush (1988)
  • Donald Trump (2016)