Berlin. Polizei und Rettungskräfte klagen über Gewalt. Härtere Strafen sind das falsche Rezept dagegen. Gegenseitig zuhören hilft da eher.

Es ist eines der bittersten Werbevideos der Berliner Polizei: Da sprechen zwei junge Beamte, warnen davor, sie an Silvester mit Böllern zu bewerfen. Das Video zeigt den Menschen hinter der Uniform. Das Video zeigt aber auch: Die Sorge von Polizei und Feuerwehr vor Angriffen ist groß.

So weit ist es gekommen, möchte man rufen: Die Polizei muss an Silvester darum „bitten“, nicht angegriffen zu werden. Die Beamtinnen und Beamten spüren ein Wachsen der Aggression. In

gehen die Fallzahlen hoch: Beleidigungen, Bedrohungen erleben Einsatzkräfte oft im Alltag, manchmal auch Übergriffe.

Die Schutzleute brauchen Helfer: in Jugendämtern, in Gerichten, in Schulen

Was das Video auch zeigt: Die Polizei will nicht länger schweigendes Opfer sein. Die Dienstherren wehren sich, Beamte stellen Anzeigen gegen Angreifer, intern wird einander unterstützt bei Übergriffen, die Gewerkschaften trommeln und sorgen dafür, dass die Politik die Angriffe gegen Bedienstete verurteilt. Vieles deutet darauf hin: Nicht so sehr sind die Angriffe mehr und brutaler geworden – es ist vor allem die Aufmerksamkeit der Polizei, die dieses Thema ernst nimmt und nach außen trägt. Und das ist richtig.

Zugleich zeigt sich: Gewalt gegen Polizei lässt sich nicht mit Gewalt durch Polizei beenden. Die Beamtinnen und Beamten müssen in den Dialog mit potenziellen Tätern gehen. Das heißt: Die Institution Polizei muss nach außen gehen, bürgernah sein, wo es möglich ist: nicht nur mit Videos in den sozialen Netzwerken, sondern mit Streifenpolizisten in Quartieren, mit Besuchen in Schulen und Jugendzentren. Und klar ist auch: Die Polizei kann nicht allein leisten, dass Gewalt bekämpft wird. Die Schutzleute brauchen Helfer: in Jugendämtern, in Gerichten, in Schulen. Mehr Respekt gibt es vor allem dann, wenn mehr miteinander geredet wird.

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