Neu-Delhi. Olaf Scholz erregt beim G20-Gipfel mit seiner Augenklappe großes Interesse. Im Fernsehen hat man eine Frage – und bekommt Antworten.

Wie es wohl darunter aussieht? Darüber, wie es seit dem Joggingunfall des Bundeskanzlers um dessen rechtes Auge bestellt ist, kann man nur mutmaßen. Denn die schwarze Augenklappe, die seitdem seine ständige Begleiterin ist, bleibt im Gesicht. Nur ab und zu ruckelt Olaf Scholz sie etwas zurecht.

In Deutschland hatten ihm das schwarze Stück Stoff und vor allem sein selbstironischer Umgang damit ("bin gespannt auf die Memes") nicht nur eine Menge Piratenwitze eingebracht, sondern auch so viel Wohlwollen, wie es seit Beginn der Legislatur politische Projekte nur selten geschafft haben. Nicht anders war das beim G20-Gipfel in Indien an diesem Wochenende. Auch auf der internationalen Bühne liegen alle Augen auf der Klappe.

Optisch sind solche Gipfeltreffen häufig wenig interessant – es trifft sich eine Reihe von vor allem männlichen Staats- und Regierungschefs, gekleidet vor allem in Anzügen. Farbpalette meistens: Dunkelblau bis Schwarz.

Olaf Scholz (mit Augenklappe) zwischen anderen G20-Staatschefs beim Besuch des Ehrenmals für Mahatma Gandhi.
Olaf Scholz (mit Augenklappe) zwischen anderen G20-Staatschefs beim Besuch des Ehrenmals für Mahatma Gandhi. © AFP | Ludovic Marin

Scholz schafft es mit seiner Augenklappe auf die Titelseite

Da sind insbesondere Fotografen und Kameraleute dankbar für ein bisschen visuelle Ablenkung, und die liefert Scholz dieses Mal zuverlässig. Selbst in der Luftaufnahme der Spitzenpolitiker rund um das Mahnmal zu Ehren Gandhis sticht der Kanzler im Piraten-Look mühelos heraus. Kein Wunder, dass das auch bei den Gastgebern interessiert: In der "Times of India" schafften es Scholz und seine Augenklappe schon am Dienstag vor Beginn der Konferenz auf die Titelseite.

Und auch von Regierungschef zu Regierungschef ist das Interesse offenkundig groß. Zur Begrüßung durch den indischen Premier Narendra Modi bekommt der Bundeskanzler am Sonnabend nicht nur ein Lächeln und einen Handschlag, sondern offenbar auch eine Nachfrage zur Klappe.

Vielleicht gibt es jetzt auch in Indien viele Internet-Witze

Was genau die beiden besprechen, ist zwar nicht bekannt, doch die Körpersprache ist eindeutig: Der indische Premier gestikulierte gen schwarzen Stoff – wie, um zu fragen, was da denn los sei. Scholz lächelt und winkt ab, Botschaft: alles halb so wild.

Auch die Moderatoren beim Fernsehsender India Today fragen sich, welches Unglück den Gast da ereilt hat, dass er derart versehrt beim Gipfel ankommt. Sie können aber ihrem Publikum die Antwort zügig nachliefern: Ein Stolpern, ein Unfall beim Joggen am Wochenende davor, heißt es.

Und auch das lernen die Zuschauerinnen und Zuschauer: "Lots of memes", viele Internet-Witze also, habe das Thema dem Kanzler zu Hause eingetragen. Und jetzt vielleicht auch in Indien.