Berlin. In der Debatte um die Neuregelung der aktiven Sterbehilfe in Deutschland warnen Patientenschützer: Die Zahl der Suizide könnte steigen.

Patientenschützer warnen davor, Angebote zur Sterbehilfe in Deutschland gesetzlich zu regeln: „Die organisierte Hilfe zur Selbsttötung lässt sich nicht durch ein Gesetz regeln“, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz dieser Redaktion. Die Selbstbestimmung der Sterbewilligen und der Schutz vor Fremdbestimmung seien viel zu komplex, um sie in Paragrafen zu pressen.

Stiftung Patientenschutz warnt vor gesetzlicher Regelung der Sterbehilfe

Brysch warnte zudem davor, dass auf diese Weise zu den 10.000 so genannten harten Suiziden mindestens 20.000 organisierte Suizide jährlich hinzukämen. Es sei darüber hinaus ein „Irrglaube, dass autonome Entscheidungen durch Pflichtberatungen allgemeingültig überprüfbar“ wären.

Hintergrund: Sterbehilfe – Bundestag muss schwere Entscheidung treffen

Brysch beklagte in diesem Zusammenhang, dass Psychotherapie und würdevolle Pflege oder Therapie für viele sterbenskranke, lebenssatte, psychisch kranke oder depressive Menschen weiter unerreichbar seien. „Suizidprävention bleibt somit viel zu häufig auf der Strecke.“

Sterbehilfe: Bundestag sucht nach verfassungsgerechter Lösung

In Deutschland wird derzeit über eine mögliche Neuregelung der Sterbehilfe debattiert. An diesem Dienstag soll eine parteiübergreifende Initiative vorgestellt werden. Hintergrund der Debatte ist ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das 2020 ein seit 2015 bestehendes Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe gekippt hatte, da es das Recht des Einzelnen auf selbstbestimmtes Sterben verletzte. Dabei hat „geschäftsmäßig“ nichts mit Geld zu tun, sondern bedeutet „auf Wiederholung angelegt“.

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.