Washington. Vielleicht haben Sie es nicht bemerkt. Aber US-Präsident Biden ist in der Nacht zu Freitag ein riesiger politischer Erfolg gelungen.

Dass der Kongress in Washington das Tauziehen um Schulden und Staatsbankrott in letzter Minute auch zum Nutzen der Weltwirtschaft mit großer Mehrheit beigelegt hat, geht maßgeblich auf die abgeklärte Verhandlungsweisheit des Präsidenten zurück.

Joe Biden trat mit dem Versprechen an, überparteilich zu regieren. Rund 375 von 535 Parlamentariern folgten seinem mit dem Republikaner Kevin McCarthy ausbaldowerten Kompromiss. Das ist bei der toxischen Gemengelage in einem ideologisch zerrissenen Land außerordentlich. Und darum kreischen die Ränder rechts wie links auch so laut.

Dirk Hautkapp ist USA-Korrespondent der FUNKE Zentralredaktion
Dirk Hautkapp ist USA-Korrespondent der FUNKE Zentralredaktion © PrivaT | Hamburger

Aber darüber wird heute nicht geredet. Geredet wird über einen Sandsack, der Biden auf öffentlicher Bühne ins Straucheln brachte – woraufhin der älteste Präsident, den die USA je hatten, zu Boden ging. Ungünstige Optik, na klar. Aber die teils hämischen Reflexe danach sind, wie schon nach früheren Missgeschicken auf Flugzeugtreppen oder Fahrradsesseln, ermüdend. Kann der das noch? Muss der nicht ins Heim?

Viele 50-Jährige könnten nicht, was Biden tut

Muss er nicht. Er kann noch. 80-Jährige mit steifer Wirbelsäule verlässt eben manchmal die Trittsicherheit. Biden steckt das weg und geht den Staatsgeschäften weiter nach. Seine Bilanz ist beeindruckend. Sein Pensum ist enorm. Viele 50-Jährige könnten das nicht.

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Aber wie lange Biden das noch kann, das ist die große Frage. Am Ende einer zweiten Amtszeit wäre er 86. Der Weg dahin wird für ihn zu einem öffentlichen Dauerbelastungs-EKG. Die Werte werden schwanken. Von Fall zu Fall. Im Interesse Amerikas und der Welt kann man aber nur sagen: Toi, toi, toi.