Berlin. Die Gasspeicher füllen sich langsam wieder. Doch wird es bis Herbst reichen? Der aktuelle Füllstand und welche Speicher noch leer sind.

  • Erdgas ist einer der wichtigsten Energieträger Deutschlands
  • Damit es nicht zu Engpässen kommt, gibt es in der Bundesrepublik zahlreiche Gasspeicher
  • Die sollen laut Bundesregierung bis zum Herbst gefüllt sein – so hoch sind die Füllstände aktuell

Angesichts des russischen Einmarschs in die Ukraine will Deutschland seine Abhängigkeit von russischem Erdgas beenden. Zwar fließt derzeit noch Gas über gigantische Pipelines von Russland in die Bundesrepublik – doch die Angst vor einem Lieferstopp ist groß. Um im Ernstfall auch im nächsten Winter über genügend Vorräte zu verfügen, will Deutschland seine Gasspeicher, in der Zeit bis dahin füllen. Die Grafik zeigt, wie gut die Speicher momentan gefüllt sind.

Auch wenn sich die Politik bereits seit einigen Monaten um eine Füllung der Gasspeicher bemüht: Der aktuelle Stand liegt noch immer unter dem mehrjährigen Durchschnitt. Einer der Gründe: Zu Beginn des Jahres waren die Speicher besonders leer gewesen. Ihren tiefsten Füllstand hatten sie am 10. März mit 24 Prozent erreicht. Nun dauert es einige Zeit, bis zumindest wieder das längjährige Mittel erreicht ist.

Gasspeicher in Deutschland: Füllstand steigt

Doch es gibt durchaus positives zu vermelden: Seit zwei Monaten füllen sich die Reserven in Deutschland wieder. Nachdem der Füllstand zwischenzeitlich mehr 20 Prozent unter dem Jahresdurchschnitt lag, ist viel neues Gas in die Speicher geflossen. Der Füllstand liegt aktuell nur noch etwa fünf Prozent niedriger als das Jahresmittel.

Das liegt unter anderem an dem Gasspeichergesetz, dass der Bundestag Ende März erlassen hat. Mit ihm gibt es zum ersten Mal verbindliche Vorgaben für die deutschen Gasreserven:

  • 1. August: Gasspeicher zu mindestens 65 Prozent gefüllt
  • 1. Oktober: Gasspeicher zu mindestens 80 Prozent gefüllt
  • 1. November: Gasspeicher zu mindestens 90 Prozent gefüllt

Damit Deutschland dabei nicht hauptsächlich auf russisches Erdgas angewiesen ist, liefern bereits jetzt schon die Niederlande und Norwegen mehr Gas über bestehende Rohrleitungen. Noch im vergangenen Jahr stammte mehr als die Hälfte des hierzulande genutzten Gases (55 Prozent) aus Russland. Bis Mitte April sank der Anteil laut Bundeswirtschaftsministerium auf rund ein Drittel.

Größter Deutscher Gasspeicher in Rheden fast leer

Die Füllstände der einzelnen Speicher unterscheiden sich stark. Während mehr als die Hälfte bereits Ende Mai mindestens zu 65 Prozent befüllt waren, hatten einige nicht mal 20 Prozent ihrer Kapazitäten ausgenutzt.

Fast leer ist seit Monaten ausgerechnet der größte Speicher in Deutschland: Auf den Gasspeicher im niedersächsischen Rheden entfällt rund ein Fünftel der deutschen Kapazität, doch sein Füllstand liegt momentan unter zwei Prozent. Der Speicher wird von der Firma Astora betrieben – einem Tochterunternehmen von Gazprom Germania.

Der bundesweit größte Gasspeicher steht im niedersächsischen Rehden.
Der bundesweit größte Gasspeicher steht im niedersächsischen Rehden. © Mohssen Assanimoghaddam / dpa

Bereits nach dem Frühjahr 2021 hatte der russisch Mutterkonzern kaum noch neues Gas nach Rheden fließen lassen. Mittlerweile hat die Bundesnetzagentur die Kontrolle übernommen und lässt den Speicher über Drittfirmen zu befüllen. Wieviel und ob russisches Gas reinfließt, ist fraglich. Russland hat gegen Gazprom Germania und andere ehemalige Tochterunternehmen seines staatlichen Gaskonzerns Sanktionen verhängt, sie sind damit vom Gasgeschäft mit Moskau ausgeschlossen.

Lesen Sie weiter: Karte zeigt Füllstand und Standorte deutscher Gasspeicher

Warum Erdgas so wichtig ist

Gasengpässe würden in Deutschland die Industrie und Haushalte besonders hart treffen: Zwei Drittel des gesamten Gases in Deutschland wurden im Jahr 2021 zum Heizen von Wohnungen oder für die Produktion genutzt. Vor allem Chemiebetriebe sind auf den Energieträger angewiesen.

Falls im Herbst Gas-Mangel herrscht, entscheidet die Bundesnetzagentur, wer wie viel Gas bekommt. Dann greift eine europäische Verordnung über für diesen Fall besonders schützenswerte Gruppen: Das seien laut Bundesnetzagentur private Haushalte, Krankhäuser, Pflegeheime, Polizeistationen und Kasernen.