Berlin. Ihr Hauptquartier ist nach einem alten Berliner Club benannt, der Chef findet Stalin gut: Wer sind die Rocker, die Putin nahestehen?

Schwere Motorräder, schwarze Lederjacken, breite Schultern: Auf den ersten Blick sehen die "Nachtwölfe" aus wie andere Motorradclubs auch. Doch die russische Biker-Gang hat sich in den letzten Jahren vor allem durch ihre politischen Aktivitäten einen Namen gemacht – und durch einen ganz besonderen Freund. Die Nochnye Volki, wie sie auf Russisch heißen, gelten als Wladimir Putins persönliche Motorradgang.

Angeführt wird die Gruppe, die etwa 5000 Mitglieder hat, von Alexander Saldostanow. Der 59-Jährige – Spitzname: der Chirurg – stammt von der Krim. Er kam in Sewastopol zur Welt, als Sohn eines Ukrainers und einer Russin, wie er sagt. In den 80er Jahren ging er nach West-Berlin und arbeitete im Schöneberger Club „Sexton“. Heute trägt das Hauptquartier der Nachtwölfe in Moskau denselben Namen.

Saldostanow ist es auch, der die politische Ausrichtung des Clubs prägt: Anti-westlich, der orthodoxen Kirche nah und dem Traum von einem russischen Imperium verbunden. In einem Interview mit der "Rheinischen Post" sagt der Anführer der Nachtwölfe 2015, Diktator Josef Stalin habe „die russische Zivilisation vor dem Abgrund nach dem Niedergang des Zarenreiches“ bewahrt. „Alles, was wir besitzen, verdanken wir ihm.“

Putin lässt sich gern mit den Rockern fotografieren

Das Minsker Abkommen, sagte er damals, ein Jahr nach der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland, doktere nur an den Symptomen herum. Saldostanows Überzeugung: „Die Ukraine gehört zu Russland.“ Der britische Thinktank Chatham House ordnet die Nachtwölfe unter die „neoimperialistischen und paramilitärischen“ Gruppen ein.

Kein Wunder, dass der russische Präsident Putin ein Fan des Clubs ist. Wiederholt traf der Putin die Gruppe, ließ sich zuletzt 2019 an der Spitze einer Motorradprozession der Biker fotografieren – in schwarzer Lederjacke, so wie die Nachtwölfe um ihn herum.

Putin und Alexander Saldostanow von den
Putin und Alexander Saldostanow von den "Nachtwölfen", 2013. © IMAGO / ITAR-TASS

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Auch mit finanzieller Förderung hat er den Club laut Chatham House in der Vergangenheit bedacht. Rund 18 Millionen Rubel (damals etwa 500.000 Dollar) sollen sie 2014 erhalten haben.

Putins Rocker: Mit Motorradtouren nach Deutschland feiern sie Sieg über Nazi-Deutschland

Die Nachtwölfe dankten es ihm, in dem sie im Krieg um Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine auf Seite der Separatisten kämpften. Saldostanow wurde deshalb von den USA mit Sanktionen belegt. Putin verlieh ihm einen Orden.

In Deutschland wurden die Rocker vor allem durch ihre „Siegesfahrten“ bekannt – zum 9. Mai, der in Russland als Tag des Sieges über Nazideutschland gefeiert wird, fuhren sie in der Vergangenheit von Moskau nach Berlin. „Mit Blick auf das bisherige Wirken der Organisation“, erklärte die Bundesregierung dazu 2015 trocken, sei man nicht der Auffassung, dass diese Initiative einen Beitrag zur Stärkung der deutsch-russischen Beziehungen leisten könne.

Mitglieder des russischen Rockerklubs Nachtwölfe 2019 am Sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow.
Mitglieder des russischen Rockerklubs Nachtwölfe 2019 am Sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow. © IMAGO / Hohlfeld