Berlin . Am 13. Februar steht die Wahl des Bundespräsidenten an. Frank-Walter Steinmeier gilt als klarer Favorit – doch es gibt auch Konkurrenz.

  • Am Sonntag, 13. Februar, findet die Bundespräsidenten-Wahl statt
  • Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier hat gute Chancen auf eine zweite Amtszeit
  • Doch auch die Linke, AfD und die Freie Wähler schicken Bewerber ins Rennen

Er ist im Flow. Samstag Jubiläumsrede "100 Jahre Folkwang Museum in Essen“, am Montag Ansprache vor Forschern, nächsten Dienstag Ordensverleihung an den Dirigenten Sir Simon Rattle. Für den 20. Februar steht eine Senegal-Reise auf dem Terminkalender von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an – und zwischendurch: War da noch was?

Eine Frau und zwei Männer sorgen dafür, dass die Bundesversammlung am 13. Februar nicht wie ein chinesischer Volkskongress mit 100-Prozent-Mehrheiten ausgeht. Auch wenn es manchmal so aussehen mag, bei der Wahl geht es um keine Kleinigkeit.

Der Bundespräsident hat auch politische Macht: Er kann seine Unterschrift unter Gesetze verweigern, schlägt formal die Kandidatin oder der Kandidat für das Amt des Bundeskanzlers vor und darf das Parlament auflösen. Steinmeier und seine Konkurrenten, ein Überblick.

Aus Erfahrung gut: Frank-Walter Steinmeier

In einem Alter, in dem andere auf ihren Rentenbescheid warten, will es der 66-Jährige Steinmeier noch einmal wissen. Der zwölfte Bundespräsident strebt eine zweite Amtszeit an: fünf weitere Jahre.

Der Jurist und frühere SPD-Politiker erfreut sich größter Beliebtheit und hat Freude am Repräsentieren. Steinmeier machte früh klar, dass er erneut antreten würde; zu einem Zeitpunkt, als eine Mehrheit für ihn ungewiss war und sich die Unionsparteien noch nicht festgelegt hatten.

Er wird von CDU und CSU, aber auch von den Regierungsparteien SPD, Grünen und FDP getragen. Für sie ist Steinmeier eine sichere Bank. Ein erfahrener Mann, keine Experimente. Alles andere als eine absolute Mehrheit für Steinmeier schon im ersten Wahlgang wäre eine faustdicke Überraschung. Lesen Sie auch: Deshalb unterstützt die Union Steinmeiers Wiederwahl

1472 Wahlfrauen und Männer sind aufgerufen, das Staatsoberhaupt zu wählen. Zur Hälfte kommen sie aus dem Bundestag, zur Hälfte werden sie von den Landtagen bestimmt. Sie müssen nicht zwingend Abgeordnete sein. Beispielsweise gehören zum illustren Kreis auch der Virologe Christian Drosten und der Fußballspieler Leon Goretzka. Mehr dazu: Wahl des Bundespräsidenten: Diese Prominenten sind dabei

Die größten Stimmblöcke stellen die Unionsparteien (446) und die SPD (389). Die AfD kommt erst auf Platz fünf mit 152 Stimmen – und die sollen nicht an Steinmeier gehen, sondern ein anderer soll sie bekommen.

Der AfD-Kandidat, der die CDU in Verlegenheit bringt

Sehr zum Ärger von CDU und CSU ließ sich einer aus ihren Reihen von der AfD aufstellen: Max Otte, der frühere Vorsitzende der erzkonservativen Werte-Union. Die CDU entzog dem 57Jährigen Wirtschaftswissenschaftler die Mitgliederrechte und leitete ein Ausschlussverfahren gegen ihn ein.

Otte ließ sich für die Kandidatur nicht lumpen. Dem AfD-Kreisverband im sächsischen Görlitz spendete er zu Beginn des Jahres 20.000 Euro. Otte gilt unter Wirtschaftsexperten als "Crash-Prophet“, der den Zusammenbruch der Aktienmärkte und des Finanzsystems voraussieht.

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Ein Statement: Für die Freien Wähler eine Kommunalpolitikerin

Ein weiteres früheres CDU-Mitglied kandidiert für die Freien Wähler: Die 1980 geborene Stefanie Gebauer ist promovierte Astrophysikerin, Mitarbeiterin der Landtagsfraktion der Freien Wähler in Brandenburg und Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung in Kremmen im Havelland.

Als die Freien Wähler bei ihr anfragten, folgte die Kommunalpolitikerin ihrem Bauchgefühl und sagte zu, wie sie der "Welt" erzählte. Bundespolitisch ist sie ein unbeschriebenes Blatt. Ihre Bewerbung signalisiert die Eigenständigkeit, den Selbstbehauptungswillen der Freien Wähler, die gerade mal 18 Stimmen in der Bundesversammlung haben.

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Trabert hat keine Chance, aber dafür eine Botschaft

Nicht weniger ein Statement ist die Kandidatur der Linkspartei. Gegen den Bedeutungsverlust kämpft sie mit der Aufstellung des parteilosen Bewerbers Gerhard Trabert.

Der Mainzer Sozialmediziner hat ein klares Profil, das zur Partei passt: "Ich möchte die Kandidatur nutzen, um auf die Armut und soziale Ungerechtigkeit in diesem Land hinzuweisen, und um als Fürsprecher von Menschen aufzutreten, die zu wenig gehört werden." Er engagiert sich seit langem für Obdachlose, Arme und Flüchtlinge unter anderem im Verein "Armut und Gesundheit in Deutschland", den der 65-Jährige Wissenschaftler selbst gegründet hat und dem er auch vorsteht.

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