Berlin. Die Inflation hat im August kräftig angezogen. Auch wenn einige Effekte vorübergehend sind, sollte die nächste Bundesregierung handeln.

Die Inflation bleibt auch im August hoch. 3,9 Prozent mussten Verbraucherinnen und Verbraucher im August mehr zahlen als noch vor einem Jahr.

Immerhin: Nach dem deftigen Anstieg im Juli, als die Inflationsrate auf um 1,5 Prozent gegenüber dem Juni zulegte und bei 3,8 Prozent lag, bleibt ein weiterer kräftiger Anstieg aus.

Inflation: Vergleichseffekte, höhere Preise und unterbrochene Lieferketten

Ohnehin kommt der hohe Inflationswert nicht überraschend. Denn im Vorjahreszeitraum galt zu dieser Zeit ein gesenkter Mehrwertsteuersatz. Viele Unternehmen haben zudem nach dem Ende des jüngsten Lockdowns die Preise erhöht, um die Ausfälle zu kompensieren.

Als wäre das nicht genug, stocken nach dem Engpass im Suez-Kanal und Corona-Ausbrüchen in chinesischen Häfen die Lieferketten weiter. Rohstoffe werden teurer, Mehrkosten werden an Endverbraucher weitergegeben. „Vorübergehende Effekte“ nennen das Ökonomen.

Tobias Kisling, Wirtschaftskorrespondent.
Tobias Kisling, Wirtschaftskorrespondent. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Inflation trifft vor allem die Geringverdiener

Inflation muss für Verbraucher nicht per se schlecht sein. Sie kann etwa in Tarifverhandlungen ein wichtiges Argument sein. Problematisch ist sie aber für jene, die keine höheren Löhne zu erwarten haben. Geringverdiener, aber auch viele Rentner trifft die Teuerung. Sie müssen mitansehen, wie die Inflation an den Ersparnissen nagt.

Wer sich der Teuerung entziehen will, kann sein Geld nicht mehr auf dem Sparbuch oder dem Girokonto parken. Minuszinsen reduzieren dort weiter das Vermögen. So kommt es, dass sich sogar die als risikoscheu geltenden deutschen Sparer mit Aktien, ETFs und Fonds-Sparplänen befassen.

Seit elf Jahren wurde der Sparer-Pauchbetrag nicht angepasst

Der Staat kommt ihnen dabei nicht entgegen. Der Sparerpauschbetrag, der Finanzprodukten vom Bausparvertrag bis zur Aktie einen Freibetrag von 801 Euro pro Jahr einräumt, wurde seit 2009 nicht mehr angepasst.

Auch beim Strom, einem der Haupttreiber der Inflation, steht der Bund an der Seitenlinie. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien kommt er nicht voran und verliert sich im Klein-Klein. Währenddessen wird Strom immer teurer: Laut laut Bundesrechnungshof zahlen die Privathaushalte hierzulande teils 40 Prozent mehr als der EU-Durchschnitt.

Dabei fließt mehr als die Hälfte des Strompreises in Steuern, Abgaben und Umlagen. Die neue Bundesregierung sollte dringend handeln. Ansonsten könnten „vorübergehende Effekte“ schnell zu nachhaltigen sozialen Problemen führen.