Washington. US-Geheimdienste sollen Gespräche abgefangen haben, die auf eine Ermordung des saudischen Regimekritikers hindeuten

    In der Affäre um den saudi-arabischen Regime-Kritiker Jamal Khashoggi, der nach türkischen Angaben im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet worden sein soll, wächst der Druck auf US-Präsident Donald Trump. Wie die „Washington Post“ berichtet, für die Khashoggi als Kommentator arbeitete, haben US-Geheimdienste Gespräche abgefangen, in denen saudische Akteure vor dem Verschwinden des 59-Jährigen Pläne diskutierten, den Kritiker des Königshauses in Riad festnehmen und verhören zu lassen.

    Die „New York Times“ berichtete unter Berufung auf türkische Quellen, Khashoggi sei auf Befehl des saudischen Königshofes ermordet und seine Leiche zerstückelt worden. Das Killerkommando aus Riad habe eigens eine Knochensäge dabeigehabt. Demokratische Politiker wie der ehemalige US-Vize-Präsidentschaftskandidat Tim Kaine fordern Trump auf, sich in die Aufklärung des Falles einzuklinken. Das Weiße Haus müsse die Regierungen in Ankara und Riad zu lückenloser Aufklärung drängen. Khashoggi hat ein Aufenthaltserlaubnis im US-Bundesstaat Virginia, den Kaine im Senat von Washington vertritt. Der Kolumnist lebte dort seit einem Jahr nach eigenen Angaben aus Angst vor Repressalien, die sich aus seiner kritischen Berichterstattung über das von Kronprinz Mohammed bin Salman geführte Königshaus ergeben könnten.

    Die Verlobte Khashoggis, die Türkin Hatice Cengiz, appellierte ebenfalls an den Präsidenten, „Licht auf das Verschwinden von Jamal zu werfen“. Cengiz hatte am Dienstag vergangener Woche vor dem saudi-arabischen Konsulat in Istanbul auf ihren Verlobten gewartet, der dort Unterlagen für die geplante Hochzeit abholen wollte. Überwachungskameras zeigen wie Khashoggi das Gebäude betrat. Wie und wann er es verlassen hat und ob überhaupt, ist strittig. Die saudische Regierung sagt, Khashoggi habe das Konsulat wieder verlassen. Türkische Medien berichten dagegen, am Tag des Verschwindens von Khashoggi seien 15 Männer aus Saudi-Arabien in zwei Privatflugzeugen in Istanbul gelandet. Dabei habe es sich um ein Killer-Kommando gehandelt, darunter auch ein Gerichtsmediziner. Khashoggis Leiche soll am gleichen Tag via Flugzeug die Türkei verlassen haben.

    Recherchen der „Washington Post“ stützen die Schilderungen in einigen Punkten. Demnach ckeckten 15 Saudi-Araber am 2. Oktober in zwei Istanbuler Luxus-Hotels ein und verließen das Land via Kairo und Dubai noch am gleichen Tag. Etliche Männer seien in einem schwarzen Transporter mit verdunkelten Scheiben vom Konsulat zu der 500 Meter entfernt liegenden Residenz des saudischen Konsuls gefahren worden, zwei Stunden nach dem Eintreffens Khashoggis. Um Licht in die Affäre zu bringen, wollen türkische Sicherheitskräfte mit Einwilligung der Saudis das Konsulat untersuchen.