Washington.

Sie gehörte zu den ganz wenigen wichtigen Mitgliedern im Kabinett von US-Präsident Donald Trump, die noch nicht öffentlich zur Zielscheibe von beißender Kritik oder gar Demütigungen des Präsidenten wurden. So wird es auch bleiben. Nikki Haley schmeißt völlig überraschend den Job als Botschafterin der Vereinigten Staaten bei den Vereinten Nationen in New York zum Jahresende hin.

Eine nachvollziehbare Begründung („Es ist wichtig, zu wissen, wann die Zeit zu gehen gekommen ist“) blieb aus, als die 46-Jährige, der viele in der republikanischen Partei höhere Aufgaben zutrauen, gestern Vormittag nach vorheriger Twitter-Ankündigung von Trump im Oval Office erschien. Nur so viel: Pläne, 2020 selbst für das Weiße Haus zu kandidieren, habe sie nicht. Trump sagte, Haley habe ihm schon im Frühjahr den Wunsch vorgetragen, eine „Auszeit“ zu nehmen. Er bescheinigte der zweifachen Mutter, bei den Vereinten Nation exzellente Arbeit geleistet zu haben.

Unterdessen berichten Medien in ihrem Heimatbundesstaat South Carolina, wo die Tochter indischer Einwanderer aus dem Punjab 2010 und 2014 zur Gouverneurin gewählt worden war, unter Berufung auf die Watchdog-Gruppe Citizens for Responsibility, dass Haley möglicherweise Scherereien wegen der Nutzung von Privatflugzeugen befreundeter Geschäftsmänner bevorstehen.

Washingtoner Insider halten das als vorgezogenen Rücktrittsgrund nicht für „stichhaltig“. Wahrscheinlicher sei es, dass „Unstimmigkeiten“ zwischen Haley und dem Weißen Haus, wo zuletzt neben Außenminister Mike Pompeo der frühere UN-Botschafter John Bolton eine immer dominierendere Rolle eingenommen hat, „ein für Haley erträgliches Maß überstiegen haben“, sagte ein Diplomat im amerikanischen Außenministerium unserer Redaktion.