Berlin.

Hans-Georg Maaßen kehrt in ein Ressort zurück, das ihm vertraut ist. Wie an einer Steilwand hat sich der Jurist nach oben gezogen, vom Referenten 1991 bis zum Staatssekretär im Ministerium für Inneres, Bau und Heimat. Das Sicherheitsseil auf dem letzten Teilstück vor dem Gipfel hielt Minister Horst Seehofer (CSU). Der flankierte den Aufstieg, als die SPD den Verfassungsschutzpräsidenten fallen lassen wollte.

Maaßen fällt die Treppe hinauf, weil Seehofer es sich nicht bieten lässt, dass andere ihm im Amt Vorschriften machen. Maaßen wird nicht irgendein Staatssekretär. Er soll eine Aufgabe übernehmen, die für das Ressort identitätsstiftend ist: die öffentliche Sicherheit, die Bundespolizei, dazu Cyber- und Informationssicherheit. Obgleich es so aussah, als könne er wegen seiner umstrittenen Äußerungen zu den Ereignissen von Chemnitz abstürzen, erreicht er jetzt den Gipfel. Seehofer vertraut ihm. Maaßen sei integer und kompetent. Er bescheinigte ihm am Mittwoch eine „große Erfolgsagenda“. Der Dienstherr hatte ihm am Vortag eröffnet, dass er mit ihm noch Pläne habe und ihn nicht fallen lasse. Solange Seehofer Minister ist, kann sich Maaßen sicher fühlen.

Alle Stränge der Terror- und Kriminalitätsbekämpfung, auch die Informationen vom Bundeskriminalamt, vom Verfassungsschutz, laufen demnächst über seinen Schreibtisch. Nur die Aufsicht des Verfassungsschutzes, wo er bald das Chefzimmer räumen muss, bleibt ihm verwehrt. Das hat Seehofer der SPD-Partei- und Fraktionschefin Andrea Nahles zugesagt. Maaßen wird künftig die Bundespolizei beaufsichtigen. Mit deren Präsident, Dieter Romann, ist er befreundet. Als Maaßen Leiter der Unterabteilung Terrorismusbekämpfung war, führte Romann das Einsatzreferat. Ihr gemeinsamer Abteilungsleiter war Gerhard Schindler, später BND-Präsident. Die Freundschaft hielt auch, als jeder von ihnen Behördenchef wurde. Die „BILD am Sonntag“ fotografierte sie im Sommer 2013 in einem Ausflugslokal. Am Wochenende, als Maaßen seine umstrittenen Äußerungen zu Chemnitz gemacht hatte und zur öffentlichen Unperson geworden war, haben die drei Männer zusammen gegrillt. Es gilt der rheinsche Imperativ: „Mer kenne uns, mer helfe uns.“ Maaßen kommt aus Mönchengladbach, Schindler aus Kollig, Romann aus Ahrweiler, ihre prägenden Jahren erlebten sie in der Bonner Republik. Das Unverständnis über Merkels liberale Grenzpolitik teilen sie. Schindler, inzwischen Pensionär, sagte „Bild“, viele Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden würden „heute ihren Dienst mit der Faust in der Tasche verrichten“. Maaßen, der in Berlin lebt, muss nicht länger eine Wochenendehe führen – Schluss mit der Pendelei nach Köln. Er macht auch in der Gehaltstabelle einen Sprung nach oben: Nicht mehr 11.577,13 Euro im Monat, sondern 14.157,33 Euro wird sein Sold betragen. Das ist auch Gold wert, weil das Ruhegehalt eines Beamten nach seinem letzten Sold bemessen wird. Für Maaßen müssen sich zwei Staatssekretäre kleiner setzen: Hans-Georg Engelke verliert die Zuständigkeit für öffentliche Sicherheit, Klaus Vitt tritt die Cybersicherheit ab. Weichen muss Gunther Adler, bisher für Bau- und Wohnungswesen zuständig, ein Überbleibsel des letzten SPD-geführten Bauministeriums. Es geht ein Beamter im besten Alter, der den Sozialdemokraten nahesteht, damit CDU-Mitglied Maaßen Karriere macht. Adler soll nach den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel „eine ihm angemessene und auch seinem Erfahrungsschatz entsprechende Position“ in der Bundesregierung erhalten.

Maaßen bleibt beim Bundesamt, bis seine Nachfolge geklärt ist. „Mir liegt an einem geordneten Übergang sehr viel“, sagt Seehofer. Er hat nach eigenen Worten keinen Namen im Kopf, Nahles und Merkel offenbar auch nicht. „Niemand hat irgendeinen Namen auf den Tisch gelegt. Null.“ Er möchte eine neue Leitung „zeitnah“ finden.

Das dürfte sich hinziehen, aber vor der bayrischen Landtagswahl am 14. Oktober über die Bühne gehen. Es spricht viel dafür, dass er nach einer Frau Ausschau halten wird, zu der die SPD nicht Nein sagen kann. Szenekenner Maaßen könnte behilflich sein.