Berlin.

Der russische Regierungskritiker Pjotr Wersilow ist nach Einschätzung von Ärzten der Berliner Charité vermutlich vergiftet worden. Es gebe eine „hohe Plausibilität“ dafür und zugleich keinerlei Anhaltspunkt, dass eine andere Erklärung vorliegen könnte, sagte der behandelnde Arzt Kai-Uwe Eckardt am Dienstag in Berlin. Wersilow sei weiterhin in einem Zustand, der einer intensiven medizinischen Betreuung bedürfe. Er befinde sich aber nicht in Lebensgefahr. „Der kritische Zustand hat sich deutlich gebessert“, sagte Eckardt.

Es sei aber nicht klar, mit welcher Substanz Wersilow vergiftet wurde. Die Ärzte hätten lediglich Hinweise auf die Substanzklasse. Die Chancen, sechs Tage nach einer möglichen Vergiftung noch etwas nachzuweisen, seien nicht sehr hoch. Bei seiner vorherigen Behandlung in Moskau hätten die Ärzte den Magen Wersilows geleert und eine Blutwäsche durchgeführt, da sie bereits eine Vergiftung vermuteten.

Wersilow war am Wochenende zur Behandlung nach Berlin geflogen worden und liegt seitdem in der Charité. Am Dienstag vergangener Woche war er in Moskau in eine Klinik gebracht worden. Der 30-jährige Wersilow war beim Finale der Fußballweltmeisterschaft in Moskau in Polizeiuniform auf das Spielfeld gerannt. Er wollte damit gegen Polizeigewalt und -willkür in dem Land protestieren.