Köthen/Chemnitz.

Eine Woche nach dem Tod eines 22-Jährigen hat es in der sachsen-anhaltischen Kleinstadt Köthen erneut eine rechtsgerichtete Demonstration sowie Gegenprotest gegeben. Am Abend folgten nach Polizeiangaben etwa 1400 Menschen einem Aufruf mehrerer Vereine, darunter das fremdenfeindliche Dresdner Pegida-Bündnis. Etwa 850 Personen beteiligten sich an einer Kundgebung für eine weltoffene Gesellschaft. Bei der rechtsgerichteten Demo waren Plakate wie „Volksverräter absetzen“ und „Es reicht, Frau Merkel, sie muss weg“ zu sehen. Mehr als 1000 Polizisten aus mehreren Bundesländern sicherten das Geschehen ab. Reiterstaffeln und Wasserwerfer waren im Einsatz. Die Demos liefen laut Polizei weitestgehend störungsfrei.

Am Vortag hatte die Kleinstadt mit gut 26.000 Einwohnern ein Zeichen für ein friedliches Köthen gesetzt: Es wurden auf zahlreiche Straßen und Plätze bunte Kreidebotschaften wie „Frieden für Köthen“ und „bunt ist schön“ gemalt. Auch die Köthener Jakobskirche öffnete am Sonntag erneut ihre Türen und hielt mit Hunderten Teilnehmern einen Friedensgottesdienst ab.

Hintergrund der Demos ist der Tod eines 22-Jährigen vor einer Woche. Nach Behördenangaben starb der herzkranke Deutsche an einem Infarkt, nachdem er sich schlichtend in einen Streit zwischen mehreren Afghanen eingeschaltet hatte und ins Gesicht geschlagen wurde. Zwei 18 und 20 Jahre alte Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft.

Zu der Demo am Sonntag hatte das fremdenfeindliche Dresdner Pegida-Bündnis und der rechtsgerichtete Verein „Zukunft Heimat“ aus Brandenburg aufgerufen. Auch die AfD war mit Vertretern vor Ort, darunter Ex-Landeschef André Poggenburg und der Kreischef von Anhalt-Bitterfeld, Daniel Roi. Unter Rufen wie „Merkel muss weg!“, „Lügenpresse“ und „Abschieben, Abschieben – sofort“ rief Roi den Demonstranten zu, 13 Jahre Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) seien genug.

Im sächsischen Chemnitz musste die Polizei eine selbst ernannte „Bürgerwehr“ stoppen, die Ausländer bedroht haben soll. Die Beamten nahmen am Freitagabend nach einer Demonstration der rechtspopulistischen Initiative „Pro Chemnitz“ mehrere Mitglieder der „Bürgerwehr“ fest. Diese sollen eine feiernde Gruppe aus Deutschen, Iranern und Pakistanern umkreist und deren Ausweise verlangt haben. Ein Iraner erlitt eine Platzwunde am Kopf. Gegen einige mutmaßliche Täter erging Haftbefehl.