Brüssel.

    Aus aller Welt waren die Botschafter der EU angereist, um zu hören, welche ehrgeizigen Ziele die Außenbeauftragte Federica Mogherini verfolgt: 20 Jahre nach dem Kosovo-Krieg bestehe die Chance, den Konflikt zwischen dem Kosovo und Serbien endlich zu beenden, verkündete Mogherini diese Woche bei der jährlichen Botschafterversammlung in Brüssel. Die Chefdiplomatin ließ keinen Zweifel: Die Befriedung dieses Konflikts zählt zu den großen Vorhaben ihrer noch rund einjährigen Amtszeit.

    Doch bei ihren Ambitionen, zwischen den zerstrittenen Nachbarn auf dem Balkan zu vermitteln, riskiert die Außenbeauftragte einen massiven Konflikt in der EU: Außenbeauftragte Mogherini würde unter bestimmten Bedingungen auch einen Gebietstausch zwischen Serbien und dem Kosovo unterstützen – ein Vorhaben, das von Deutschland und anderen EU-Staaten entsetzt abgelehnt wird.

    Außenminister Heiko Maas (SPD) fürchtet, eine Grenzverschiebung würde „alte Wunden in der Bevölkerung beider Länder“ aufreißen. Sein Luxemburger Kollege Jean Asselborn warnt vor „sehr, sehr negativen Wirkungen auf andere Länder der Region“. Die Kritiker sind sich einig: Mit dem Versuch, Grenzen entlang ethnischer Zugehörigkeit zu verschieben, könnte sich die „Büchse der Pandora“ öffnen.

    Den Vorschlag zum Gebietstausch haben die Präsidenten Serbiens und des Kosovo, ­Aleksandar Vucic und Hashim Thaci, gemacht: Teile des von vielen Serben bewohnten Nordkosovo sollen der Republik Serbien zugeschlagen werden – dafür würde die Region Presevo in Südserbien, wo mehrheitlich Albaner leben, künftig zum Kosovo gehören.

    Am Freitag wird Mogherini die Präsidenten von Serbien und des Kosovo in Brüssel empfangen, es wird auch um den Gebietstausch gehen. Wenn ein Verhandlungsergebnis mit den Grundsätzen der EU und internationalem Recht vereinbar sei, dann werde der Auswärtige Dienst der EU das unterstützen. Die Debatte ist eröffnet, der weitere Protest könnte heftig werden.