Berlin. AOK-Report: Beschäftigte, die ihre Ansprüche verwirklichen, fehlen seltenerAOK-Report: Beschäftigte, die ihre Ansprüche verwirklichen, fehlen seltenerAOK-Report: Beschäftigte, die ihre Ansprüche verwirklichen, fehlen seltenerAOK-Gesundheitsreport: Beschäftigte, die ihre Ansprüche verwirklichen, fehlen deutlich seltener im Job

    Macht meine Arbeit Sinn? Fühle ich mich an meinem Arbeitsplatz wohl? Wer diese Fragen jeden Tag mit einem klaren Ja beantworten kann, hat nicht nur beste Chancen, seinen Job gerne zu erledigen, sondern dabei auch gesund zu bleiben. Wer seine Arbeit als sinnstiftend empfindet, fehlt seltener am Arbeitsplatz und leidet deutlich weniger unter arbeitsbedingten Gesundheitsbeschwerden. Dies ist das Ergebnis des „Fehlzeiten-Reports 2018“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK ­(Wido), für den 2000 Versicherte befragt wurden.

    Führungskräfte spielen zentrale Rolle bei Motivation

    Insgesamt haben die Erwerbstätigen im vergangenen Jahr durchschnittlich 12,1 Tage im Job gefehlt. Die Krankenquote lag mit 5,3 Prozent so hoch wie in den beiden Vorjahren. Die meisten fielen wegen Atemwegserkrankungen (49,9 Prozent) und Muskel-Skelett-Erkrankungen (34,1 Prozent) aus. Allerdings gibt es je nach Typ große Unterschiede: Wer seine Ansprüche im Job gut verwirklichen kann, war 2017 im Schnitt nur 9,4 Tage abwesend. Bei wem Wunsch und Wirklichkeit im Job stark voneinander abweichen, der hatte mit 19,6 Fehltagen mehr als doppelt so viele Krankheitstage.

    Die Sinnfrage schlägt sich auch auf die Erkrankungen durch. So leiden etwa 54,1 Prozent der eher Unzufriedenen unter Rücken- und Gelenkbeschwerden, während es unter den Zufriedeneren nur 34 Prozent sind. Eine ähnlich große Kluft zeigt sich bei Kopfschmerzen, Erschöpfung, Schlafstörungen oder Konzentrationsproblemen. „Beschäftigte mit einer guten Sinn-Passung von Wunsch und Wirklichkeit haben sowohl weniger physische als auch weniger psychische Beschwerden“, sagt Helmut Schröder, stellvertretender Wido-Geschäftsführer.

    Die Grundbefindlichkeit wirkt sich auch darauf aus, ob Beschäftigte trotz Krankheit zur Arbeit erscheinen. So gehen Unzufriedenere (24,8 Prozent) trotz anderslautendem Rat des Arztes krank zur Arbeit – und zeigen sogenannten Präsentismus, während von den Zufriedeneren nur 18,5 Prozent trotz Krankheit im Job erscheinen. „Arbeit ist für die Gesundheit ein zentraler Faktor“, meint Schröder. Und wenn der Sinn an der Arbeit verloren gehe, litten Körper und Psyche.

    Dies zeigen auch die Motivationen, die jeden Menschen zur Arbeit treiben. Das Wichtigste für Erwerbstätige ist, etwas Sinnvolles (93 Prozent) zu tun. Dazu sollen die Arbeitsbedingungen sicher und gesund (94 Prozent) sowie der Job sicher (88,1 Prozent) sein. Die Mehrheit möchte sich am Arbeitsplatz wohlfühlen (98,4 Prozent), mit Kollegen gut zusammenarbeiten (97,9 Prozent) und eine gute Beziehung zum Vorgesetzten haben (92,4 Prozent). Das Geld spielt nach Angaben der Befragten unterdessen nur eine nachgeordnete Rolle: Ein hohes Einkommen wünschen sich nur 60,6 Prozent der Befragten.

    Das große Problem ist jedoch, dass zwischen Wunsch und Wirklichkeit erhebliche Lücken klaffen – und die Wirklichkeit in der Regel deutlich schlechter ausfällt. Insbesondere die Bewertung der Zusammenarbeit mit Kollegen und Chefs, aber auch das Betriebsklima bleiben oft hinter den Idealen zurück.

    Den Führungskräften kommt deshalb in Zeiten des Fachkräftemangels eine zentrale Rolle zu, um Mitarbeiter zu halten und zu gewinnen, ist Schröder überzeugt: „Wertschätzung spielt eine sehr große Rolle.“ So sollten Unternehmen gegenüber ihren Beschäftigten loyal sein und vertrauensvolle Zusammenarbeit durch alle Hierarchien gezielt fördern.