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Die Journalistin Mesale Tolu ist nach langer Haft und Ausreisesperre in der Türkei in die Heimat zurückgekehrt. Sie landete am Sonntag auf dem Stuttgarter Flughafen. Über die Rückkehr könne sie sich aber nicht wirklich freuen, sagte Tolu nach ihrer Ankunft. „Weil ich weiß, dass sich in dem Land, in dem ich eingesperrt war, nichts verändert hat.“ Sie sei zwar wieder hier, aber Hunderte Journalisten, Oppositionelle, Anwälte und Studenten seien immer noch in der Türkei inhaftiert. Tolu kündigte an, sich weiter für diese Menschen einsetzen zu wollen.

Die Journalistin, die für die linke Nachrichtenagentur Etha arbeitete, hatte in der Türkei mehr als sieben Monate lang wegen Terrorvorwürfen im Gefängnis gesessen. Die Türkei wirft ihr Unterstützung der verbotenen linksextremen Gruppe MLKP vor. Nach ihrer Freilassung im Dezember durfte sie zunächst nicht ausreisen. Tolus Prozess in der Türkei wird ungeachtet ihrer Ausreise fortgeführt. Auch ihr Ehemann, Suat Corlu, ist angeklagt. Seine Ausreisesperre ist nicht aufgehoben, er muss in der Türkei bleiben. Tolu nannte die Ereignisse eine „Kette der Ungerechtigkeit“. Die Terrorvorwürfe hätten sich die türkischen Behörden aus den Fingern gesogen. Ihr Sohn, der fast vier Jahre alt ist, hatte wochenlang gemeinsam mit ihr im Frauengefängnis im Istanbuler Stadtviertel Bakirköy gelebt.