London.

    Die britische Regierung hat am Donnerstag erste Pläne für den Fall eines Scheiterns der Brexit-Gespräche präsentiert. Demnach will sich das Land nach dem Austritt aus der Europäischen Union in vielen Bereichen weiter an Regeln und Standards der EU orientieren, um Chaos und Engpässe zu vermeiden. Bis Ende September will London dazu insgesamt rund 80 Papiere mit „technischen Anmerkungen“ vorlegen. Großbritannien scheidet Ende März 2019 aus der EU aus, die Verhandlungen in Brüssel treten aber auf der Stelle. Sollte kein Abkommen zustande kommen, würde das Folgen für fast alle Lebensbereiche haben.

    Bargeldloses Bezahlen in Euro wird für Briten teurer

    In manchen Fällen bedeute das, einseitig zu handeln, „um so viel Kontinuität wie möglich zu gewährleisten“, sagte Brexit-Minister Dominic Raab bei einer Rede am Donnerstag in London. EU-Standards für Lebensmittel, Medikamente und Arbeitnehmerrechte sollten vorübergehend weiter gelten, erklärte Raab. Erst zu Beginn der Woche hatten Krankenhausträger vor Engpässen in der Medikamentenversorgung gewarnt, sollte es zu einem chaotischen Brexit kommen.

    Die Kontinuität der EU-Regeln gilt aber nicht für alle Bereiche. Die Regierung warnt in den bislang 24 veröffentlichten Dokumenten etwa Unternehmen, dass der zollfreie Warenverkehr zwischen der EU und Großbritannien für den Fall eines No-Deal-Szenarios endet. Neue Vorschläge, wie dann Kon­trollen zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland verhindert werden sollen, gab es aber nicht.

    Auch bei Dienstleistungen hätte ein Brexit ohne Abkommen weitreichende Konsequenzen, wie aus den Dokumenten hervorgeht. Britische Finanzdienstleister beispielsweise hätten nicht mehr automatisch das Recht, ihre Produkte in der EU anzubieten. Bargeldloses Bezahlen in Euro würde wahrscheinlich für britische Kunden teurer werden. Außerdem könnten in der EU lebende Briten ihren Zugang zu ihren Konten im Königreich verlieren. Davon könnten der Regierung zufolge mehr als eine Million Briten betroffen sein, die dann keine Renten, Löhne und Versicherungsleistungen erhielten, die auf diesen Konten eingehen.