Köln/Duisburg. Vor einem Jahr begann die Vertreibung der muslimischen Minderheit aus Myanmar

    Ein Jahr nach Beginn der Massenflucht der Rohingya aus Myanmar haben Hilfsorganisationen mehr Hilfe für die Flüchtlinge gefordert. Mehr als 500.000 Kinder hätten in den Lagern im Süden Bangladeschs derzeit keine Chance auf eine ordentliche Ausbildung, warnte der Unicef-Landesdirektor in Bangladesch, Edouard Beigbeder, am Donnerstag. Damit stehe ihre Zukunft auf dem Spiel, selbst wenn sie eines Tages in ihre Heimat zurückkehren könnten. Die Jungen und Mädchen könnten zu einer „verlorenen Generation“ werden, so das UN-Kinderhilfswerk mit Deutschland-Sitz in Köln. Die meisten Kinder lebten in Flüchtlingslagern rund um die Stadt Cox’s Bazar, die nur notdürftig ausgestattet und zu voll seien. Die 1.200 Schulen dort seien überfüllt, zudem gebe es keinen einheitlichen Lehrplan. Beigbeder forderte die internationale Gemeinschaft auf, mehr Geld für die Bildung der Flüchtlinge bereitzustellen. Bisher hätten Geber erst die Hälfte der von Unicef für Bildungsprogramme benötigten 28,2 Millionen US-Dollar (24,3 Millionen Euro) zugesagt.

    Auch die Kindernothilfe beklagte die schwierige Situation der Flüchtlingskinder in Bangladesch. „Nach unserer Erkenntnis ist jedes vierte Kind mit den schlimmen Erlebnissen der letzten Monate völlig überfordert und benötigt dringend psychosoziale Unterstützung“, sagte die Vorstandsvorsitzende Katrin Weidemann in Duisburg.

    Die Hilfsorganisation Care forderte die Regierungen von Myanmar und Bangladesch auf, eine Rückkehr der Rohingya in ihre Heimat vorzubereiten. In die Verhandlungen müssten die Flüchtlinge selbst eingebunden werden, erklärte das Bonner Hilfswerk. „Familien sollten erst dann zurückkehren, wenn sie in ihrer Heimat wirklich sicher sind“, mahnt Care-Nothelferin Jennifer Bose.

    An diesem Sonnabend jährt sich der Beginn der Flüchtlingskrise in der südostasiatischen Region. Die Rohingya sind in Myanmar nicht als Minderheit anerkannt und werden seit Langem diskriminiert. Ende August 2017 hatte eine Offensive der Armee die Flucht von mehr als 700.000 muslimischen Rohingya aus dem buddhistisch geprägten Myanmar ausgelöst.