Ankara. Präsident Recep Tayyip Erdogan plant Offensive im „Wirtschaftskrieg“

    Gerd Höhler

    Recep Tayyip Erdogan hat es eilig: Zu Beginn seiner neuen Amtszeit will der türkische Staatschef die Wirtschaft mit einem massiven Investitionsprogramm ankurbeln. Die Anleger überzeugen die Pläne wenig. Die Lira fällt von einem Tief zum nächsten.

    Die türkische Währung verlor am Montag gegenüber dem Dollar in der Spitze 6,3 Prozent. Es war der größte Tagesverlust seit zehn Jahren. Ähnlich die Abwertung gegenüber dem Euro, für den die Türken am Dienstag erstmals mehr als sechs Lira bezahlen mussten. Dabei hatte Erdogan erst am Wochenende ein ehrgeiziges Entwicklungsprogramm vorgestellt. Vor einer Monumentalkulisse erläuterte Erdogan im Präsidentenpalast in Ankara seine Pläne: 1000 Investitionsprojekte will er in nächster Zeit umsetzen, 400 davon bereits in den ersten 100 Tagen seiner neuen Amtszeit. Es geht um Infrastruktur-, Energie- und Rüstungsprojekte, Vorhaben im Gesundheits- und Erziehungswesen, im Tourismus und in der Landwirtschaft sowie Programme zur Förderung von Innovationen.

    Die Türkei befinde sich in einem „Wirtschaftskrieg“, sagte Erdogan. „Aber macht euch keine Sorgen“, beruhigte er die Zuhörer, „auch aus diesem Krieg werden wir siegreich hervorgehen.“ Danach sieht es allerdings bisher nicht aus. Anleger meiden die türkische Währung aus Furcht vor einer drohenden Finanzkrise und aus Sorge um die Unabhängigkeit der türkischen Notenbank, der Erdogan ständig in die Geldpolitik hineinredet. Die Inflation stieg im Juli auf fast 16 Prozent.

    Erdogan kommt Ende September nach Berlin

    Unterdessen gibt es im deutsch-türkischen Verhältnis Zeichen der Entspannung: Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kommt am 28. und 29. September zu einem Staatsbesuch nach Berlin. Das bestätigte das Bundespräsidialamt am Dienstag. Demnach wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Erdogan mit militärischen Ehren begrüßen. Steinmeier hatte Erdogan nach dessen Wiederwahl Ende Juni zu einem Besuch eingeladen.