Berlin.

    Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat die „Me Two“-Debatte über Rassismus im Alltag als einseitig kritisiert. Es gebe in Deutschland „seit Langem eine Alltagsdiskriminierung von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, vor allem aus der Türkei“, sagte Lindner unserer Redaktion. „Zu dieser Debatte gehört aber ein zweiter Aspekt. In der türkischstämmigen Gemeinschaft gibt es eine Geringschätzung freiheitlicher Werte. Bemühungen, sich zu integrieren, werden vernachlässigt.“ „Me Two“ solle sich daher einer doppelten Frage widmen, forderte Lindner. „Einerseits müssen wir uns als aufnehmende Gesellschaft der Realität stellen, dass wir nicht so offen, tolerant und liberal sind, wie wir das selber immer von uns sagen und glauben. Auf der anderen Seite muss es eine klare Ansage geben, dass wir in Deutschland freiheitliche Werte haben, zu denen wir offensiv stehen.“ Auf Toleranz könne man sich nicht berufen, wenn man sie von innen aushöhlen wolle.

    Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte dem „Tagesspiegel am Sonntag“: „Die deutsche Mehrheitsgesellschaft darf unser Rassismus-Problem nicht länger ignorieren oder verharmlosen.“ Die Politik müsse dabei Sicherheit und Vertrauen vermitteln. Unter dem Hashtag „Me Two“ schildern im Internet Menschen ihre Erlebnisse mit Alltagsrassismus.