WashingtoN.

Ungeachtet des Persilscheins, den US-Präsident Donald Trump in Helsinki dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ausgestellt hat, gehen US-Strafverfolgungsbehörden gegen russische Staatsbürger vor, die sich mit unlauteren Methoden in die inner-amerikanische Politik einmischen. Kurz bevor die Staatschefs in Finnland konferierten, wurde in Washington auf Anweisung des Justizministeriums eine 29-jährige Russin wegen Verschwörung festgenommen. Sie soll laut FBI-Akten versucht haben, über die einflussreiche Waffen-Lobby-Organisation National Rifle Association (NRA) illegale Gesprächskanäle („back channels“) zwischen Russland und der US-Regierung anzubahnen. Ziel sei es seit 2016 gewesen, in den „nationalen Entscheidungsapparat der Vereinigten Staaten einzudringen“ und so die Anliegen „der russischen Regierung zu befördern“.

Maria Butina, bis zum Frühjahr Studentin an der America University in Washington, war bei ihrer nicht angemel­deten Agenten-Tätigkeit eng mit dem ­Vizechef der russischen Zentralbank verbunden, der als ihr Mentor und Ansprechpartner fungierte, so das FBI. ­Alexander Torschin, ein Putin-Vertrauter, gehört zu den Russen, gegen die das US-Finanzministerium finanzbewehrte Sanktionen verhängt hat. Fotos in sozialen Netzwerken und Internet-Kommunikation belegen laut FBI den engen Kontakt. In einem Fall riet Torschin der rothaarigen Frau, die in den USA eine Lobby-Gruppe mit dem Titel „Das Recht Waffen zu tragen“ gegründet hatte, zu „Geduld, kaltem Blut und Selbstvertrauen“ bei ihren Aktivitäten, die auf längere Sicht angelegt seien. Butina erwarb sich laut FBI über teils hochrangige Kontakte mit führenden Vertretern der Republi­kaner und dem NRA-Chefstrategen, Wayne LaPierre, das Vertrauen in politischen Zirkeln Washingtons. Ihr Anliegen: republikanische Kandidaten und ­Influencer zu unterstützen, die eine russlandfreundliche Haltung einnehmen. Dabei bewegte sich Butina auch öffentlich. Bei einer im Fernsehen übertragenen Wahlveranstaltung 2015 fragte sie den damaligen Kandidaten Trump nach dessen Russlandpolitik. Antwort: Er werde im Fall seiner Wahl gut mit Wladimir Putin auskommen.

Butinas Anwalt bestreitet die Vorwürfe. Seine Mandatin sei keine Agentin. Ob und wann Butina vor Gericht kommt, ist offen.