Brüssel. Trump hält Gespräch mit Putin für einfacher als Treffen mit Verbündeten

    Kurz vor dem am heutigen Mittwoch beginnenden Nato-Gipfel in Brüssel hat ein neuer Tiefschlag aus Washington für Unruhe gesorgt: US-Präsident Donald Trump erklärte vor seiner Reise nach Europa, das Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin nächste Woche könnte einfacher werden als der Nato-Gipfel und sein anschließender Besuch in London. Das feuert Befürchtungen an, Trump werde beim Gipfel seine Kritik an zu geringen Verteidigungsausgaben der Verbündeten in einem Eklat enden lassen – und womöglich mit einem Teilrückzug der USA aus dem Bündnis drohen. Später legte Trump nach: „Die USA zahlen ein Vielfaches mehr als jedes andere Land, nur um sie zu beschützen. Nicht fair für den amerikanischen Steuerzahler.“

    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg präsentierte in Brüssel neue Zahlen, nach denen die USA im laufenden Jahr voraussichtlich 3,5 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für Verteidigung ausgeben, die Nato-Staaten in Europa im Durchschnitt nur 1,5 Prozent – Deutschland liegt mit 1,24 Prozent noch darunter. Stoltenberg sagte, Deutschland bewege sich in die richtige Richtung, müsse aber mehr tun. Neben den USA würden auch schon sieben EU-Länder das Zwei-Prozent-Ziel bei den Verteidigungsausgaben in diesem Jahr erreichen. Die 29 Nato-Staaten werden auf dem Gipfel ihre Verabredung bekräftigen, das Zwei-Prozent-Ziel bis 2024 anzupeilen.

    Stoltenberg räumte ein, die Lastenteilung im Bündnis sei nicht gerecht, und sagte „robuste Diskussionen“ beim Gipfel voraus. Eindringlich beschwor er aber den Zusammenhalt des Bündnisses: „Eine starke Nato ist nicht nur gut für Europa, sondern auch gut für die USA“, sagte der Generalsekretär. Die Mitglieder der Allianz hätten „von Korea bis Afghanistan“ gemeinsam auf dem Schlachtfeld gestanden und den USA nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 beigestanden. EU-Ratspräsident Donald Tusk forderte Trump auf, nicht nur über Verteidigungsausgaben zu reden. Er unterzeichnete mit Stoltenberg und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker eine EU-Nato-Erklärung, in der eine noch engere Zusammenarbeit vereinbart wird.